Bild nicht mehr verfügbar.

Misshandlungen durch US-Soldaten im irakischen Gefängnis Abu Ghraib hatten international Empörung ausgelöst.

AP/JOHN MOORE
Washington - Ein in Washington in Auszügen veröffentlichter Untersuchungsbericht der US-Streitkräfte zählt insgesamt 94 bestätigte oder angebliche Fälle von Misshandlung und Erniedrigung auf - bei weitem mehr als bisher angenommen. Die Untersuchung zeige jedoch, dass die Gefangenenmisshandlungen im Irak und in Afghanistan nicht "systematisch" erfolgt seien - es handle sich um individuelle Verstöße gegen geltende Regeln und Werte, sagte Heeresgeneral Les Brownlee vor dem Streitkräfteausschuss des Senats. Er versicherte zugleich, dass die Ermittlungen weitergingen.

Widersprüche

Allerdings widerspricht sich der Bericht hier selbst - er zitiert nämlich eine Stellungnahme des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz, wonach das Militär bei den Vergehen durchaus systematisch vorgegangen sei. Abgeordnete der Demokratischen Partei erklärten daraufhin, die Armee habe diese "Systemfehler" vermutlich nur deshalb nicht gefunden, weil sie gar nicht danach gesucht habe.

Der Bericht durchleuchtet den Zeitraum vom 1. Oktober 2001 bis zum 9. Juni dieses Jahres, er ist die bisher umfassendste Untersuchung von Misshandlungen im Irak und Afghanistan.

Das Verteidigungsministerium hatte sich bisher geweigert, die Gesamtzahl aller Missbrauchs-Vorwürfe bekannt zu geben. Die Zahl 94 übertrifft alle früheren Schätzungen des Pentagons.

50.000 Gefangene

Auch eine andere Zahl wurde erstmals in dem Bericht veröffentlicht: Seit Herbst 2001 hat die USA über 50.000 Menschen im Irak und in Afghanistan gefangen genommen. Im April waren Bilder von Misshandlungen durch US-Soldaten im irakischen Gefängnis Abu Ghraib um die Welt gegangen und hatten international Empörung ausgelöst. (Reuters/APA/dpa)