Brüssel - Die EU-Kommission hat acht Millionen Euro an
humanitärer Hilfe für 158.000 Flüchtlinge aus der Westsahara bewilligt. Die Menschen waren vor mehr als drei Jahrzehnten vor dem
Konflikt mit Marokko in den Südwesten Algeriens geflohen, wo sie sich
in Flüchtlingslagern aufhalten. "Obwohl es sich um eine vergessene
Krise handelt, ist die Situation der Flüchtlinge immer noch Besorgnis
erregend", heißt es in einer Aussendung der EU-Kommission von
Donnerstag. Die Menschen seien weiterhin fast ausschließlich auf
internationale Hilfe angewiesen, um zu überleben.
Mit dem von der EU-Behörde für humanitäre Hilfe (ECHO)
ausgezahlten Geld soll die Versorgungssicherheit mit Nahrungsmitteln
und Wasser sowie die Hygiene in den Lagern verbessert werden. Unter
anderem soll sicher gestellt werden, dass jeder Flüchtling die von
der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlene Mindestversorgung
mit Lebensmitteln in Höhe von 2.100 Kilokalorien täglich erhält.
Ein Lager mit 40.000 Menschen habe bisher noch überhaupt keinen
Zugang zu Wasser. Zudem fehle es für mehr als 30.000 Familien an
Toiletten und Reinigungsmitteln. Durch die Schaffung einer Hühnerfarm
soll den Menschen aber auch geholfen werden, sich selbst mit Nahrung
zu versorgen.
Das Engagement der EU sei umso bedeutsamer, als die Flüchtlinge in
jüngster Zeit "zum Opfer zunehmender Erschöpfung der (anderen)
internationalen Geber" geworden sei. ECHO hat in den Jahren 1993 bis
2003 insgesamt 100 Millionen Euro für die Flüchtlinge in Westsahara
ausgegeben.
Die Westsahara war bis zum Jahr 1975 eine spanische Kolonie. Nach
dem Abzug der Spanier wurde das rohstoffreiche Wüstengebiet von
Marokko annektiert. Die von Algerien unterstützte Befreiungsfront
Polisario lieferte den Marokkanern einen verlustreichen
Guerillakrieg, bevor 1991 ein Waffenstillstand vereinbart wurde.
Zehntausende Flüchtlinge warten aber immer noch auf eine umfassende
Friedenslösung, um in ihre Heimat zurückkehren zu können. (APA)