Die Sportkanäle DSF und Eurosport haben Konkurrenz bekommen: Arte, der deutsch-französische Kultursender aus Straßburg, wird in diesen Tagen nicht nur über Olympische Spiele berichten, er gibt sich gar als Veranstalter. Vom 26. Juli bis 5. August wird Arte nahezu allabendlich über "Die Helden von Olympia" informieren, die der Sender an Originalschauplätzen im Wettkampf antreten ließ.

Helden-Doku-Soap

Neben der neunteiligen Helden-Doku-Soap gibt es am 8. August noch einen Themenabend unter der Überschrift "Die Spiele von Olympia". Die Titel verraten es: Es geht nicht um die aktuellen Olympischen Sommerspiele in Athen, die am 13. August beginnen, sondern um Wettkämpfe der Antike im historischen Stadion von Olympia. Diese wurden von Arte nach etwa 2300 Jahren zum Leben erweckt.

Mix aus Dokumentation und Fiktion

Das rund drei Millionen Euro teure Gemeinschaftsprojekt, an dem auch Sender aus Spanien, Italien und Griechenland beteiligt sind, ist ein Mix aus Dokumentation und Fiktion, wie Regisseur Philippe Molins erklärt. "Und es hat eine Menge Aufschlüsse über die tatsächliche Beschaffenheit von Sportgeräten und die Ausführung einiger Sportarten in der Antike erbracht", ergänzt der Münchner Archäologe Marcel Schoch, der dem Sender in Olympia als wissenschaftlicher Berater zur Seite stand. Seine Erkenntnisse aus der experimentellen Archäologie schreibt er derzeit in einer Abhandlung "Die Helden von Olympia - Mythos, Sport und Archäologie - Ein Begleitbuch zur ARTE-Dokuserie" nieder.

Sportler gecastet

In neun Stunden Sendezeit können Arte-Zuschauer Wettkämpfe erleben, die an Spannung den heutigen in nichts nachstehen, denn sie sind echt. Wochen zuvor wurden Sportler gecastet, die Auserwählten in Camps nach antikem Vorbild und unter damaligen Bedingungen untergebracht und trainiert, unter anderem vom zwölfmaligen deutschen Meister über 400 Meter Hürden, Harald Schmid. Auch das wird in der Doku-Soap gezeigt. Zwar fehlt die Vielfalt der heutigen Wettkämpfe, denn ursprünglich gab es nur den Lauf über eine Stadionlänge (600 Fuß oder etwa 192 Meter), später kamen der klassische Fünfkampf mit Lauf, Speer, Diskus, Ringen und Faustkampf hinzu. Doch die Spiele der Antike, dem Göttervater Zeus gewidmet, waren Publikumsmagnete. Sie zogen zehntausende Besucher aus Nah und Fern, aus dem In- und auch dem Ausland an.

Authentizität

Bei Arte waren es erheblich weniger, da die Aufzeichnung zum großen Teil im antiken Stadion von Olympia auf dem Peloponnes erfolgte, das erstmals seit 1700 Jahren und nur mit Sondergenehmigung der griechischen Regierung für sportliche Wettkämpfe genutzt werden durfte. Touristisches Publikum wurde ausgesperrt, um die Authentizität durch dessen moderne Kleidung und Ausrüstung wie Kameras, Sonnenbrillen, Handtaschen und Uhren nicht zu gefährden. Statisten hüllte der Sender ebenso in historische Gewänder wie die Akteure. Die durften übrigens international sein: Sie kamen aus den am Projekt beteiligten Ländern.

Auch in der Antike wurde bestochen

In der Produktion wird über Skandale informiert - denn auch in der Antike wurde bestochen, getrickst und gedopt. Über Sensationen und Stars wird berichtet, auch die gab es damals schon. Schiefe Bilder werden gerade gerückt, Mythen entzaubert. Vor allem aber wird aufgeklärt. So erfährt der Zuschauer beispielsweise, dass Rekorde seinerzeit völlig unerheblich waren. Die besten Weiten und Zeiten waren ausschlaggebend. Und gab es zwei gleich gute Werfer oder Läufer, entschied das Publikum. Wer ihm besser gefiel, konnte sich mit dem Olivenzweig - dem Siegersymbol - schmücken. Dem Unwissenden wird zudem erklärt, dass Gymnastik vom griechischen Wort gymnos abstammt und nackt bedeutet - antike Abbilder belegen zur Genüge, dass die Helden von Olympia einst unbekleidet zum Wettkampf antraten - in der Doku-Soap von Arte allerdings nicht. (APA/dpa)