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Die beiden Rivalen Tony Blair und Gordon Brown.

Foto: REUTERS/Peter Macdiarmid
Sie galten als die engsten Freunde unter den jungen Labour-Politikern. Sie hatten die selben Ideale und Ziele und ein gemeinsames Büro. Am selben Tag zogen sie ins britische Unterhaus ein und waren bald nur noch als "die Zwillinge" bekannt: Tony Blair und Gordon Brown. Der eine wurde 1997 mit 43 Jahren Großbritanniens jüngster Premierminister seit 1812, der andere ist inzwischen der am längsten dienende Schatzkanzler in der Geschichte des Landes.

Aus Verbündeten sind längst Konkurrenten geworden. Das scheinbar Paradoxe daran ist, dass diese Rivalität die Partei zusammen und damit ihre Wahlchancen intakt hält. Beide haben ihre Fanklubs. Brown die seinen mehr in der Partei, während Blairs Stärke zumindest bisher mehr im Ansprechen des Mittelstandes lag, mit dem allein die Mehrheit zu gewinnen ist.

Umstrittener Deal

Der Keim des Zerwürfnisses wurde bei einem Treffen am 31. Mai 1994 im Restaurant "Granita" im Londoner Stadtteil Islington gelegt, zwei Wochen nach dem Tod von Labour-Chef John Smith. Damals trafen Blair, zu dieser Zeit innenpolitischer Sprecher der Partei, und Labour-Chefökonom Brown angeblich eine Abmachung, für die es keine Beweise gibt, von deren Existenz aber Browns Anhänger überzeugt sind: Brown verzichtet zugunsten Blairs auf eine Kandidatur für den Parteivorsitz; dafür verpflichtet sich Blair, Brown zur Halbzeit einer zweiten Amtsperiode als Premier Platz zu machen.

Die Geschichte wird von Stephen Frears in der fiktiven Filmdokumentation "The Deal" sehr realistisch, aber mit offener Antwort erzählt. Viele Brown-Anhänger sind jedenfalls bis heute überzeugt, dass Blair seinen einstigen Weggefährten ausgetrickst habe.

Tatsache ist, dass Brown mit seiner Finanz- und Wirtschaftspolitik ein Wachstum ermöglichte, das auch bei der nächsten Wahl den Ausschlag für Labour geben könnte, trotz Blairs Popularitätsverlustes. Andererseits weiß Brown, der sich auf dem letzten Parteitag in einer flammenden Rede für die traditionellen Labour-Werte stark machte, dass er selbst einen angeschlagenen Blair als Wahllokomotive nicht ersetzen könnte. (DER STANDARD, Printausgabe, 22.7.2004)