Rettung naht: Mr. Spuck (Michael "Bully" Herbig), Käpt'n Kork (Christian Tramitz) und Schrotty (Rick Kavanian) in "(T)Raum- schiff Surprise".

Foto: Constantin Film
Wien – Der komischste Star-Trek-Sketch ist schon etwas älter und stammt aus der legendären TV-Show Saturday Night Live mit John Belushi. Da sitzt die Crew rund um Captain Kirk im Cockpit, längst völlig aufgelöst in ihren Rollen. Doch die Serie wurde abgesetzt, und Arbeiter tragen die Kulissen aus dem Blickfeld. Die Empörung ist groß, doch selbst Spocks tödlicher Schultergriff kann das Ende nicht verhindern.

Seitdem wurden die Abenteuer des Raumschiffs Enterprise und ähnlicher Weltraum-Soaps noch etliche andere Male persifliert. In Mel Brooks Spaceballs beispielsweise oder auch in Galaxy Quest: Das kollektive Gedächtnis der Zuschauer ist eine nie versiegende Geldquelle. Es kann immer wieder angezapft werden, und es muss nicht immer subtil geschehen. Bisweilen genügt es schon, wenn drei tuntige, bayrisch sprechende Epigonen durch die Niederungen des deutschen Privat-TVs kreisen: Käpt'n Kork (Christian Tramitz), Schrotty (Rick Kavanian) und Mr. Spuck (Michael Bully Herbig) – das war ein Hit der bullyparade.

Dass deren gespielte Witze auf dem Niveau von Skikursabenden nunmehr als Ausgangsidee für (T)Raumschiff Surprise – Periode 1, einem mit neun Millionen Euro für deutsche Verhältnisse hoch budgetierten Blockbuster dienen können, liegt aber vor allem am Erfolg von Der Schuh des Manitu. Allein zwölf Millionen konnten in Deutschland über den Winnetou-Klamauk lachen, hier zu Lande wurde der Film gar zum erfolgreichsten aller Zeiten.

Beim neuen Streich ging man auf Nummer sicher und befragte vorab das Publikum, welchen Filmplot es sich wünscht. Der Presse wurde der Film hingegen erst einen Tag nach der Premiere vorgeführt. "Es war eben eine demokratische Entscheidung. Und wir haben unser Wahlversprechen gehalten: Ich habe gesagt, der Film wird in der kommenden Legislaturperiode fertig", meint Bully Herbig gegenüber dem Standard, "Jetzt wollen wir von den WählerInnen, dass sie zu ihrer Wahl stehen und sich den Film auch anschauen. Sonst wär' das ja Wahlbetrug..."

Babywäsche und mehr

Zu jeder Wahl gehört aber auch der Wahlkampf. Deshalb orientierte man sich in Sachen Merchandising an amerikanischen Standards – der Surprise-Burger bei einer bekannten Fast-Food-Kette führt die Produktpalette an. "Eigentlich gibt es ziemlich alles", gesteht Herbig, "Vouchers für Zeitreisebüros. Bücher. Autos. Navigationssysteme. Sogar Babywäsche und Handtücher." Der Gag ist hier ausnahmsweise recht nahe an der Realität.

Die Anstrengung, sich US-Vorbildern anzunähern, gilt auch für die Optik von (T)Raumschiff Surprise. Mit computergenerierten Bildern wurde das All etwas aufgemotzt, doch über eine an Independence Day angelehnte Verfolgungsjagd durch eine Schlucht reichte das Geld offenbar nicht hinaus. Wenn der Mars gegen die Erde mobil macht, rettet sich die Crew (und der Film) in eine Zeitreise ins Mittelalter und in den Wilden Westen. Auch hier gilt: nichts Neues erfinden, wenn es Erfolgerprobtes gibt.

Warum soll der Film überhaupt teuer aussehen und nicht – nahe liegender – eine Trashästhetik bedienen? Herbig: "Ich sag's mal so: Der Schuh des Manitu sollte ja ein richtiger Western sein. Das wurde oft missverstanden. Viele dachten, der Film sei eine Komödie. (T)Raumschiff Surprise ist hingegen ein Beziehungsdrama, das in der Zukunft spielt. Das muss natürlich realistisch aussehen."

Kleingeistiger Tenor

Beziehungsdrama? Warum nicht. Dieses spielt sich unter dem weibischen Besatzungstrio vor allem über Eifersuchtsgehabe gegenüber dem Taxifahrer Rock (Till Schweiger) ab, der hier fälschlicherweise als Sexsymbol herhalten soll. Das wirft jede Menge unterleibsbezügliche Zoten ab, die entweder schlechtes Timing haben oder schon aus anderen Filmen, etwa aus Austin Powers, bekannt sind. Ob sie Männlichkeitsbilder karikieren, ist eine schon müßige Überlegung, denn die kleingeistige Haltung liegt hier in der penetranten Provinzialität eines Massenprodukts.

Denn (T)Raumschiff Surprise ist tatsächlich so etwas wie ein Bastard aus Fernsehen und Kino. Er stellt eine Intimität her, eine Einheit aus Lokalkolorit und kulturindustriellen Versatzstücken. München ist hier ein Mond des Mars. "Wir haben keine Anspielungen auf irgendetwas eingebaut. Das ist eher Zufall", schwindelt Herbig und setzt mit dem nächsten Witz nach: "Im Grunde wollen wir mit diesem Film nur eins: den Nobelpreis für Physik." Ein gutes Beispiel für die Logik dieses Films: Man schnappt sich eine popkulturelle Vorlage und kannibalisiert sie mit der eigenen Auffassung von Humor. (DER STANDARD, Printausgabe, 22.7.2004)