Bundesverband der Deutschen Industrie erwartet 2005 aber Wirtschaftswachstum von mindestens zwei Prozent - Kritik an "sprunghaftem" Kurs deutscher Wirtschaftspolitik

Berlin - Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) sieht die Konjunktur in Deutschland zwar "fraglos im Aufwind", aber weiter "fragil und zudem gespalten". Die kräftigen Exportimpulse "springen nicht wie erhofft auf die Binnennachfrage über", erklärte BDI-Präsident Michael Rogowski bei der Veröffentlichung des neuesten BDI-Konjunkturreports am Mittwoch in Berlin. Zugpferd der deutschen Konjunktur werde im weiteren Jahresverlauf die Weltkonjunktur sein.

Wenn die Binnenwirtschaft "unterstützt durch glaubwürdige und nachhaltige Strukturreformen" aber der Konjunktur nicht ein breiteres Fundament verschaffe, dann werde das Wirtschaftswachstum 2004 kaum mehr als 1,5 bis 1,7 Prozent betragen - "zu wenig, um am Arbeitsmarkt für frischen Wind zu sorgen", betonte der BDI-Präsident.

Zwei Prozent plus für 2005

Nächstes Jahr sind 2 Prozent BIP-Plus erwartet: "Unsere Prognose (für 2005) liegt in der Größenordnung von zwei Prozent plus", so Rogowski, am Mittwoch in Berlin. Er sei zuversichtlich, dass die bisher vor allem vom Export getragene Erholung auch auf die noch schwache Binnenkonjunktur übergreife.

Privater Konsum als Achillesferse

"Die Achillesferse der deutschen Konjunktur ist und bleibt vorerst der private Konsum", erklärte Rogowski. "Seine Zukunft hängt vor allem am seidenen Faden des Arbeitsmarktes.

Mit dem graduellen Auslaufen des Beschäftigungsrückgangs wird auch das Angstsparen der Verbraucher abnehmen", erwartete der BDI-Chef. "Zudem sollten wir die Hoffnung nicht aufgeben, dass die steuerlichen Entlastungen der Konjunktur im weiteren Jahresverlauf doch noch auf die Sprünge helfen werden."

Investoren und Verbraucher zutiefst verunsichert

Bisher seien Investoren und Verbraucher jedoch zutiefst verunsichert durch den "sprunghaften Kurs der Wirtschaftspolitik", kritisierte der BDI. Zudem werde nicht von allen erkannt, wie wichtig es sei, den Reformkurs fortzusetzen. "Offensichtlich gibt es hier ein gravierendes Kommunikationsproblem der Politik", erklärte Rogowski.

Auch heikle Themen wie eine Verlängerung der Arbeitszeit und eine Lockerung des Kündigungsschutzes dürften im Reformprozess nicht ausgespart werden. "Die Politik darf jetzt nicht vor den Reformgegnern einknicken. Bleibt der Reformprozess auf nicht einmal halber Strecke stecken oder wird gar umgekehrt, wäre dies ein verheerendes Signal", warnte der BDI-Präsident. (APA/Reuters)