Wien - Trotz aller Kritik bleibt Finanzminister Karl-Heinz Grasser dabei, dass die Zahl der Feiertage reduziert werden muss: "Dass das katholische Italien weniger Feiertage hat als wir ist absurd. Es ist der Vorteil meiner Unabhängigkeit, dass ich Tabus brechen kann". Und deshalb sollen "natürlich die Geschäfte am Sonntag offen sein", sagt Grasser in einem Interview mit "News".

Herzschmerz

Ihm als Betriebswirt tue bei geschlossenen Geschäften "das Herz weh", so Grasser. "Weder Sonntagsöffnung noch eine komplett freigegebene Ladenöffnung sind tabu. Deshalb lachen uns andere Länder bereits aus."

Er, Grasser, wolle an die Wirtschaft und an liberale junge Menschen, denen täglich flexible Arbeitszeiten abverlangt würden, "Signale senden."

SPÖ: Frontal-Angriff auf Frauen

SPÖ-Frauensprecherin Gabriele Heinisch-Hosek reagierte auf den Vorschlag Grassers empört: "Mit seinem jüngsten Vorschlag, die Ladenöffnung komplett freizugeben und die Geschäfte auch am Sonntag offen zu halten, attackiert Finanzminister Grasser mehr als 200.000 Frauen, die im Handel beschäftigt sind", so Heinisch-Hosek am Mittwoch in einer Presse-Aussendung. Offensichtlich reiche Grasser die Einführung einer 6-Tage-Woche nicht, er möchte, dass die Menschen sieben Tage in der Woche arbeiten.

Sieben-Tage-Woche

Für die 300.000 Handelsangestellten habe sich bereits durch die Ladenöffnungszeitennovelle der Regierung die Situation drastisch verschlechtert. Nun soll es ihnen offensichtlich "so richtig an den Kragen gehen". "Sieben Tage in der Woche arbeiten, Verlängerung der Arbeitszeit ohne Lohnausgleich, Feiertage werden gestrichen, dafür gibt es aber in der Pension weniger Geld - so sieht das Angebot dieser Regierung aus."

Frauenministerin soll prüfen

Heinisch-Hosek ruft in diesem Zusammenhang Frauenministerin Rauch-Kallat auf, sich in ihrer Funktion endlich einmal zu Wort zu melden. Als Frauenministerin hätte sie eigentlich die Aufgabe, derartige Vorschläge auf die Auswirkungen auf Frauen zu überprüfen. "Wenn sie dies macht, wird sie feststellen müssen, dass sich durch eine weitere Ausweitung der Öffnungszeiten die Lage für die Frauen dramatisch verschärft. Ich erwarte mir daher einen wirklich lauten Aufschrei Rauch-Kallats", so die SPÖ-Frauensprecherin, die abschließend darauf hinwies, dass eine weitere Liberalisierung der Öffnungszeiten aus wirtschaftlicher Sicht gerade den Klein- und Mittelunternehmen schade, da die Umsätze so von den kleinen Betrieben zu den großen Konzernen und Ketten verlagert würden. "Ginge es dem Finanzminister wirklich um wirtschaftliche Erfolge, würde er die Kaufkraft der Österreicherinnen und Österreicher stärken", so die SPÖ-Frauensprecherin abschließend. (APA/red)