Wien - Weniger Blinddarm-Operationen, Insektenstich- oder
Kopfweh-Behandlungen - also medizinische Routine - soll nach Wünschen
des Rektors der Medizinischen Universität Wien (MUW),Wolfgang Schütz,
die Uni-Kliniken am AKH Wien belasten. Dadurch sollen Ressourcen für
die absolute Spitzenmedizin und -forschung frei werden. Bereits
Anfang Juni wurde am AKH Wien ein Aufnahmestopp für Ärzte verhängt,
137 Stellen sollen gestrichen werden.
Die Medizinuni stehe mit dem Rücken zur Wand, es gebe praktisch
keine Mittel für allfällige Investitionen, sagte Schütz bei einer
Pressekonferenz am Mittwoch in Wien. Da 82 Prozent des Budgets für
Personal verbraucht werde, müsse bei Einsparungen auch dort angesetzt
werden.
Verlagerung
Wenn es nach Schütz und seinem Team geht, sollen am AKH weniger
Fälle der so genannten Primär- und Sekundärversorgung behandelt
werden. Dabei sind unter Primärversorgung etwa ambulante
Behandlungen, und Sekundärversorgung Routinetätigkeiten zu verstehen,
die praktisch an jedem Spital durchgeführt werden kann.
Durch eine Verlagerung solcher Fälle auf andere Krankenhäuser
würde nicht nur das AKH entlastet und könnte sich mehr der absoluten
Spitzenmedizin und -forschung widmen, argumentierte Schütz. Auch für
die Krankenkassen sei es ein Unterschied, ob ein Patiententag mit
rund 1.000 Euro - wie am AKH - oder mit 682 Euro - wie etwa im
Donauspital SMZ-Ost - zu Buche schlage.
Abgesehen von der angespannten finanziellen Situation gab sich der
Rektor mit der Umsetzung der Autonomie - seit 2004 ist die Medizinuni
von der Universität Wien getrennt und unabhängig - weitgehend
zufrieden. Die Einrichtung einer neuen, schlanken Verwaltung sei
weitgehend abgeschlossen und auch die Trennung von der Uni Wien
endgültig über die Bühne. Kooperationen werde es nicht zuletzt im
Bereich des Vienna Biocenter in der Bohrgasse geben, die zwei
Institute der Uni und das eine Institut der Medizinuni Wien werden zu
einer Betriebsgesellschaft umgewandelt. (APA)