Titz - Archäologen haben das älteste Kapitel deutscher Feuerwehrgeschichte aufgeschlagen: Im Rheinland fanden sie bei Grabungen eine Feuerwehrspritze aus der Römerzeit und unmittelbar daneben zwei Menschenskelette. "Das ist die früheste nachgewiesene Feuerwehr in Deutschland", sagte der Archäologe Bernd Päffgen am Dienstag in Titz bei Jülich. Das Löschrohr beweise, dass die römische Feuerwehr in Deutschland vor rund 1650 Jahren mit High-Tech- Ausstattung arbeitete und nicht wie angenommen mit Hilfe von Kübelketten löschte.

Etwas ratlos stand Päffgen mit seinen Kollegen auf dem Grabungsfeld eines römischen Landguts: Da lag ein 1,10 Meter langes, schmales Eisenrohr, stark verrostet, schon in Einzelteile zerbrochen. "Zuerst haben wir an ein Schwert gedacht", sagte Päffgen, der diesen Gedanken aber wieder verwarf. Anhaltspunkte fanden die Forscher schließlich in der wissenschaftlichen Literatur: In Büchern fanden sie Abbildungen von römischen Feuerwehrpumpen, zu denen das Rohr passte.

Auf dem Bauch liegende Skelette

"Neben dem Rohr fanden wir bei den Grabungen zwei Skelette - nicht begraben, sondern auf dem Bauch liegend", erzählt der Archäologe. Er vermutet, dass der Junge und der Mann der Feuerwehrchef und sein "Stift" waren. Es deute vieles darauf hin, dass sie Opfer marodierender Franken wurden und nach dem Tod samt Feuerspritze in den Löschteich des römischen Landhauses geworfen wurden.

Das Jahr 335 war eine unruhige Zeit im Rheinland. Franken zogen plündernd durchs Land und entfachten auf den Gütern Feuerstürme. Wahrscheinlich sollte der kleine militärische Löschtrupp das römische Landhaus verteidigen. "Das Landgut war befestigt. Es gab einen Turm mit einer hölzernen Palisade", las der Archäologe Päffgen an den Funden ab. Doch der Schutz hielt dem Angriff nicht stand.

Mit einem Rohr gegen die Flammen

Mit ihrer Spritze müssen die beiden Wehrleute zum Löschteich gerannt sein, um Wasser in die Pumpe zu füllen. Bei ihrem Einsatz hatten sie wahrscheinlich eine leistungsfähige Ausstattung, schloss der Restaurator des Landesmuseums Bonn, Frank Willer, aus dem Löschrohr: "Bei einem Druck von drei Bar konnten mit dem Wasser 25 Meter erreicht werden."

Wahrscheinlich sei das Rohr über einen Schlauch aus Leder mit einer Kolbenpumpe verbunden gewesen. "Die Pumpe wurde auf Rädern zur Brandstelle gerollt, und die Leute mussten mit Kübeln das Löschwasser einfüllen", erklärte Willer. An der Feuerfront kämpfte der Wehrmann mit dem relativ leichten und hitzebeständigen Rohr. Dieses römische Prinzip hätten die Feuerwehren bis ins 19. Jahrhundert praktiziert. (Apa)