Bild nicht mehr verfügbar.

Klaus Küng

Foto: APA/VMH/Hartinger
Groß war die Empörung des Kirchenvolkes, als 1986 bekannt wurde, dass der österreichische Regionalvikar des Opus Dei, Klaus Küng, neuer Bischof von Feldkirch werden sollte. So groß, dass der Vatikan eine Nachdenkpause einlegte und die Ernennung um drei Jahre verzögerte. Im März 1989 durfte der Feldkircher Arztsohn dann doch als Bischof in den Dom seiner Heimatstadt einziehen. Freilich nicht ohne Hindernisse. Mitglieder der Basisbewegung "Kirche sind wir alle" legten sich dem neuen Bischof buchstäblich in den Weg. Der Opus-Dei-Mann musste an einem "Menschenteppich" vorbei die kirchlichen Karrierestufen hochklettern.

Mittlerweile ist Klaus Küng 63, Familienbischof der österreichischen Bischofskonferenz, Mitglied der Klerus-Kongregation und Konsultor des Päpstliches Rates für die Familie. Dort trifft der unerbittliche Lebensschützer und Verhütungsgegner auf einige Gesinnungsgenossen des rechten Kirchenflügels.

Opus Dei-Exponent

Der vatikanische Familienrat sei besonders gut mit Opus-Dei-Vertretern besetzt, heißt es aus kritischen Kirchenkreisen. Josemaría Escrivá, der Begründer der katholischen Elitetruppe Opus Dei, die auch als innerkirchliche Sekte bezeichnet wird, ist des Bischofs großes Vorbild. Erinnert er sich an seine ersten Begegnungen mit dem Heiligen, gerät Küng ins Schwärmen.

Herzlich habe ihn "der Vater" begrüßt, "ich empfand vom ersten Augenblick an Vertrauen zu ihm". Die Kontakte zum Opus Dei "führten zu einer starken Veränderung meines Lebens" berichtet der Bischof auf seiner Website.

Statt weiter als Arzt zu wirken, ging er nach Rom, um Theologie zu studieren. 1970 wurde der Doppeldoktor in Madrid zum Opus-Dei-Priester geweiht. Nachdem er kurze Zeit in Wien für Seelen gesorgt hatte, machte er Karriere bei der österreichischen Legion der Marienverehrer und wirkte von 1976 bis zur Bischofsernennung als Regionalvikar des Opus Dei. Die befürchtete Infiltration der Diözese Feldkirch durch das Werk Gottes hat nicht stattgefunden, der innerkirchliche Protest gegen Küng ist leise geworden.

Nach außen sanft und gesprächsbereit

Nach außen hin gibt sich der Bischof sanft und gesprächsbereit: Trifft sich mit dem Befreiungstheologen Erwin Kräutler, lässt sich als wahrer Familienmensch auf Vernissagen Verwandter sehen, auch wenn dort Unkatholisch-Modernes gezeigt wird.

Treiben es die kritischen Pfarrer aber zu bunt, etwa mit der Ökumene, ruft Küng die vatikanischen Regimenter zu Hilfe und bleibt selbst im Hintergrund. Sein Amt als Visitator tritt der konfliktscheue Kirchenmann "schweren Herzens" an. Im Reisegepäck hat er wahrscheinlich jene zwei Ton-Eselchen, die ihm Escrivá als Symbol für die "selbstlose Hingabe" geschenkt hat. Weil sie genügsam seien und bereit, schwere Lasten zu tragen. (Jutta Berger/DER STANDARD; Printausgabe, 21.7.2004)