Die ARD-Studie über den Einfluss der Stasi auf den Rundfunk in Deutschland verfolgt nach WDR-Angaben nicht den Zweck, einzelne Mitarbeiter als Spitzel zu enttarnen. WDR-Sprecher Rüdiger Oppers sagte am Montag, Zweck der Studie sei vielmehr die Darstellung der Strategie des DDR-Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) für die öffentlich-rechtlichen Sender. Der DDR sei es gelungen, Einfluss auf Programmgestaltung und Entscheidungsgremien zu nehmen. Für Montagabend war die Präsentation der Studie in Berlin vorgesehen. Die ARD will zunächst 450 Seiten der etwa 1100 Seiten starken Untersuchung freigeben.

Mehrere Medien zitierten bereits am Wochenende und am Montag aus der Expertise und veröffentlichten Namen mutmaßlicher früherer Spitzel in den Anstalten. Die Untersuchung hatten im Jahr 2001 der ARD-Vorsitzende und WDR-Intendant Fritz Pleitgen sowie MDR-Intendant Udo Reiter in Auftrag gegeben. Der "Spiegel" berichtet in seiner am Montag erschienenen Ausgabe, die ARD werde die Darstellung von Stasi- Aktivitäten in einzelnen Sendern sowie die Namen von MfS-Mitarbeitern unter Verschluss halten.

"Inoffizielle Mitarbeiter"

Zahlreiche Redakteure in öffentlich-rechtlichen Anstalten hätten als "Inoffizielle Mitarbeiter" (IM) für die Stasi gearbeitet, darunter Beschäftigte von WDR, ZDF, NDR, Deutscher Welle, Deutschlandradio und Saarländischem Rundfunk (SR).

Der SR erklärte dazu am Montag, der Sender sei in den 60er Jahren bis 1973 von einem "Stasi-Ehepaar" ausgeforscht worden. Das Paar habe Planungsunterlagen beschafft und sich sich darauf vorbereitet, in Krisen- oder Kriegsfall den Sender durch Terroranschläge auszuschalten. Außerdem sei die Tätigkeit eines "IM" aufgedeckt worden, der bisher als fester freier Mitarbeiter im SR- Regionalfernsehen beschäftigt war.

Für die Studie hatten die Wissenschaftler des Forschungsverbundes SED-Staat der Freien Universität (FU) Berlin 200 000 Akten aus der Stasi-Unterlagenbehörde untersucht. Sie wollten die Studie zusammen mit Reiter, Pleitgen und der Leiterin der Stasi-Unterlagenbehörde, Marianne Birthler am Abend vorstellen. (APA/dpa)