Die iranische Justiz hat den Prozess um den Tod der iranisch-kanadischen Fotoreporterin Zahra Kazemi am Sonntag überraschend für beendet erklärt. Der Richter habe den Fall geschlossen, sagte Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi, die Kazemis Familie vertritt. Ihr Anwälte-Team habe daraufhin aus Protest den Saal verlassen. Wann der Richter sein Urteil verkünden wollte, war zunächst unklar. Das auch international umstrittene Verfahren hatte am Samstag begonnen. Die 54-jährige Fotoreporterin Kazemi war im Juni 2003 festgenommen worden, als sie Demonstranten vor dem Evin-Gefängnis im Norden Teherans fotografiert hatte. Nach tagelangen Verhören erlag die Journalistin einer Hirnblutung. Kritiker halten den Angeklagten, einen Geheimdienstagenten, lediglich für einen Sündenbock; die tatsächlich Verantwortlichen werden in höchsten Behördenkreisen vermutet. (AFP/DER STANDARD; Printausgabe, 19.7.2004)