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Armstrong war in den Pyrenäen wieder unantastbar.

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Georg Totschnig zeigte auf der Königsetappe seine Klasse in den Bergen.

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Plateau de Beille/Frankreich - Lance Armstrong hat die Pyrenäen als strahlender Gewinner der Königsetappe verlassen und als unbestrittener Chef im Tour-de-France-Tross den Grundstein zum sechsten Rekordsieg gelegt. Auf die schon am Samstag erhoffte Übernahme der Gesamtführung muss der 32-jährige Texaner aber noch bis zu den Alpen (ab Mittwoch) warten, der nach der fünften Etappe ins Gelbe Trikot geschlüpfte Thomas Voeckler (FRA) hatte nach dem 13. Abschnitt noch 22 Sekunden Vorsprung. Als schärfster Rivale des Fünffach-Siegers hat sich Ivan Basso herauskristallisiert, während die anderen hoch gehandelten Herausforderer weit zurückfielen oder sogar aufgeben mussten.

Basso ist die Zukunft

Armstrong stuft den 1:17 Minuten zurückliegenden 26-jährigen Basso als gefährlichen Widersacher auf dem Weg nach Paris ein. "Ich nehme ihn sehr ernst, er ist sehr, sehr stark. Das ist die Zukunft des Radsports in der Tour de France. Ich mag Ivan, ich hätte ihn nächstes Jahr gerne in meinem Team", erklärte der US-Postal-Kapitän. Ex-Gewinner Bjarne Riis (1996), CSC-Teamchef von Basso wird da wohl nicht zustimmen und freute sich über dessen phantastische Leistung. "Er hat bestätigt, dass er der Fahrer der Zukunft ist, er könnte das Erbe von Lance antreten."

Basso hatte am Samstag hinauf zum Plateau de Beille als einziger Fahrer mit Armstrong mitgehalten und selbst Führungsarbeit geleistet. "Ich war wirklich am Limit, aber ich habe auch Tempo gemacht, weil ich Zeit auf meine Konkurrenten herausholen wollte", erklärte der Ex-U23-Weltmeister, dessen Mutter an Krebs erkrankt ist.

Neue Gegner

Die Pyrenäen haben dem früheren Krebs-Patienten Armstrong neue Gegner gebracht, alte Widersacher hat er verloren. Basso, Andreas Klöden (GER/29), der an die Topform von 2000 (Siege Paris-Nizza und Baskenland-Rundfahrt) anschloss, und Francisco Mancebo (ESP/28) gehören der neuen Generation an. Vor den angekündigten Attacken etablierter Fahrer auf Armstrong war in den Pyrenäen allerdings nichts zu sehen.

Die spanischen Kletterer vermochten nahe ihrer Heimat die hunderttausenden Fans nicht zu erfreuen (Iban Mayo war nahe am Aufgeben/+45:04, Roberto Heras hat schon 27:35 Minuten Rückstand, Haimar Zubeldia gab wie Tyler Hamilton/USA überhaupt auf). "Die Ausstiege sind nicht gut für das Rennen, es ist besser, wenn es knapp hergeht", meinte der Tour-Dominator. Auch Jan Ullrich, der fünffache Zweite, wird Armstrong angesichts eines Rückstand von 6:39 Minuten auch diesmal nicht bezwingen, er wurde im Team T-Mobile von Klöden übertrumpft.

Unglaublicher Totschnig

Georg Totschnig verdankt seinen großartigen sechsten Gesamtrang freilich nicht den Ausfällen, sondern seiner eigenen Stärke. Bei der Bergankunft am Samstag war er der erste Verfolger des Spitzenduos Armstrong/Basso. "Ich bin selbst ein bisschen überrascht, dass ich weitestgehend mitgehalten habe", sagte Totschnig, der das überlegene Duo zum richtigen Zeitpunkt ziehen ließ. "Ich habe gemerkt, dass das Tempo zu schnell ist, also bin ich meinen eigenen Rhythmus gefahren, das ist meine Stärke. So ist es am Ende gut gegangen", freute sich der 33-jährige Zillertaler über seinen bisher größten Erfolg. "Ein Traum, einfach herrlich."

An einen Podestplatz in Paris, von dem er 2:50 Minuten entfernt ist, wenn man Voeckler ausklammert, verschwendet Totschnig keinen Gedanken. "Ich konzentriere mich immer auf die nächste Etappe und schaue nicht zu weit voraus", erklärte der Gerolsteiner-Kapitän. Der Rückstand auf Klöden (2:50) und Mancebo (2:40) müsste allerdings nicht so groß sein, das Teamzeitfahren hatte viel Zeit gekostet. "Das wurmt mich, dort haben wir eine Minute liegen gelassen, als wir auf unseren Teamkollegen Peschel, der Defekt hatte, warten mussten."

Teamchef überrascht und glücklich

Doch insgesamt überwog natürlich die Freude über die starke Leistung. Der Etappensieg bei der Tour de Suisse hatte dem Olympia-Teilnehmer offenbart, dass beim Saisonhöhepunkt sehr viel möglich ist. Die Erwartungen seines Mineralwasser-Rennstalls, der ihm erstmals eine akribische Vorbereitung auf eine dreiwöchige Rundfahrt ermöglicht hatte, hat er jedenfalls übertroffen. Gerolsteiner-Teamchef Hans-Michael Holczer war begeistert: "Wir haben erwartet, dass Georg unter die Top Ten fährt, aber dass er so eine Leistung bringt, ist für uns eine Überraschung. Das ist fantastisch und macht mich glücklich. Eine Super-Vorbereitung, ein super Klima im Team, das ist es, was Georg braucht zu Spitzenleistungen." (APA/AFP)