Wien - SPÖ-Bundesgeschäftsführer Norbert Darabos appellierte am Samstag an Kanzler Wolfgang Schüssel (V), einen "neuen Anlauf" für ein gerechtes Pensionsmodell zu unternehmen. Derzeit zeichne sich wieder das "alte Spiel" ab: Die Regierung lege im Alleingang ein Konzept vor. Die SPÖ enttarne es - durch Beispiele belegt - als ungerecht. "Nach einer Schrecksekunde schließen sich FPÖ-Politiker und Abgeordnete der ÖVP, vor allem des ÖAAB, dieser Kritik an. Gegen den Kanzler wird mit schweren Geschützen aufgefahren, Junktimierungen werden ausgesprochen. Die Regierung bewegt sich allerdings keinen Millimeter und am Ende wird das beschlossen, was die Regierung immer wollte - und zwar mit den Stimmen von ÖVP und FPÖ", so Darabos.

SPÖ-Frauen: Vieles noch nicht akzeptabel

Gabriele Heinisch-Hosek, neue Frauensprecherin der SPÖ, sieht in den gestern, Freitag, von Frauenministerin Maria Rauch-Kallat (V) und Sozialstaatssekretärin Ursula Haubner (F) vorgelegten Entschärfungen der Pensionsharmonisierungspläne der Regierung für Frauen eine Reaktion auf den massiven Druck, den die SPÖ-Frauen in den Tagen zuvor ausgeübt hätten. Hier sei doch ein "Umschwenken" erkennbar - allerdings auf Basis des schwarz-blauen Frauenbildes, und nicht "auf unser Modell", so Heinisch-Hosek im Gespräch mit der APA. Und: vieles sei aus Frauensicht immer noch nicht akzeptabel.

Teilzeitarbeitende als große Verlierer

Dass Rauch-Kallat und Haubner nun etwa Frauen, die zwei Jahre beim Kind bleiben und danach Teilzeit arbeiten nun - wie anderen Frauen, die vier Jahre nicht erwerbstätig sind - vier Jahre zugestehen, die sich am Medianeinkommen von etwa 1.350 Euro orientieren, sei ein positiver Schritt. Aus Sicht der SPÖ sei allerdings insgesamt die Bewertung von Teilzeit zu überdenken. Teilzeitarbeit werde eben zum großen Teil von Frauen geleistet, sie seien daher bei der lebenslangen Durchrechnung die großen Verlierer.

Nächster Kritikpunkt: der Pensionskorridor, der nur für Männer vorgesehen sei. Diese Möglichkeit, in Frühpension zu gehen, Frauen nicht zuzugestehen, das sei eine "Ungleichbehandlung und Ungerechtigkeit". Und das Argument der Regierung, Frauen könnten ohnehin schon mit 56,5 Jahren in Pension gehen, sei deshalb falsch, da ja dieses Alter nun sukzessive im Jahr um drei Monate angehoben werde.

Das ÖVP-FPÖ-Modell greife vor allem bei nun sehr jungen Frauen, die Kinder bekommen werden. Nicht gedacht habe man aber an Frauen, die bereits berufstätig seien und jene, die kurz vor der Pension stünden. Was Heinisch-Hosek stört: Frauen sollten selbst bestimmen können, ob sie Kinder wollen oder nicht. Es könne jedenfalls nicht so sein, dass jenen, die sich gegen Nachwuchs entscheiden, daraus Nachteile entstünden. Dabei sei zu bedenken, dass derzeit ein Drittel aller Frauen Teilzeit arbeite - darunter auch viele, die keine Kinder haben.

Heinisch-Hosek stuft das Pensionsharmonisierungsmodell der Regierung zudem als ausbildungsfeindlich ein - ein Punkt der Männer und Frauen gleichermaßen treffe. Jeder wisse, dass eine gute Ausbildung Zeit brauche. Und: nicht jeder habe das Geld, sich Versicherungszeiten nachzukaufen. Vielen würden aber am Ende des Tages Monate, wenn nicht Jahre fehlen. (APA)