Ottawa - Nach dem Eklat im Prozess um den Tod an der kanadisch-iranischen Fotojournalistin Zahra Kazemi hat Kanada seinen Botschafter aus dem Iran zurückberufen. Das berichtete die "National Post" am Montag aus Ottawa. Ein iranisches Gericht hatte am Sonntag die Verhandlung gegen den angeklagten Geheimdienstagenten Reza Ahmadi überraschend unterbrochen.

Erbost

"Ich bin so erbost, dass ich kaum mehr sprechen kann", erklärte die Anwältin und Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi, die Kazemis Familie in dem Verfahren vertritt. "Dies ist kein fairer Prozess", kritisierte sie weiter. Das Gericht hatte zuvor die Forderung Ebadis, dass die Ermittlungen neu aufgerollt werden müssten, abgelehnt. Kanadas Außenminister Bill Graham sagte, er sei "enttäuscht, aber nicht unbedingt überrascht". Er wies seinen Botschafter im Iran, Philip MacKinnon, am Sonntag an, umgehend nach Kanada zurückzukehren.

MacKinnon war ebenso wie Diplomaten aus Frankreich, den Niederlanden und Großbritannien am Sonntag das Betreten des Gerichtssaals untersagt worden. Auch die internationalen Presse wurde von der Verhandlung ausgeschlossen.

Die 54-jährige iranasch-kanadische Journalistin Kazemi war vor einem Jahr kurz nach ihrer Festnahme und Verhören unter ungeklärten Umständen an einer Gehirnblutung gestorben, nachdem sie vor dem berüchtigten Evin-Gefängnis in Teheran fotografiert und Interviews mit Besuchern gemacht hatte. (APA/dpa)