London - In Großbritannien hat die Labour-Party von Premier Tony Blair bei zwei als Stimmungstests geltenden Nachwahlen eine Teilniederlage erlitten. Zwar konnte sie sich im mittelenglischen Birmingham knapp als stärkste Partei behaupten, wie die britischen Behörden am Freitagmorgen mitteilten. In dem ebenfalls als Labour-Hochburg geltenden Wahlkreis Leicester Süd siegten allerdings die oppositionellen Liberaldemokraten.

Die Konservativen als größte Oppositionspartei landeten bei den am Donnerstag abgehaltenen Nachwahlen auf dem dritten Platz. Das Votum galt als weiterer Indikator dafür, wie sehr Blairs Popularität im Zuge des Irak-Krieges gelitten hat.

Die Niederlage in Leicester ist für Labour schmerzlich: Die Linkspartei war hier fünf Jahrzehnte fast ohne Pause an der Macht. Der siegreiche liberaldemokratische Kandidat Parmjit Singh Gill warb mit seiner Ablehnung des Irak-Krieges erfolgreich um Stimmen. Mit seiner Wahl hätten die Bürger ihre Sicht auf den Butler-Report ausgedrückt, sagte Gill nach Bekanntgabe des Ergebnisses. "Viele Labour-Abgeordnete werden nun extrem besorgt sein", fügte er hinzu.

In Birmingham konnte sich Labour nach Behördenangaben nur mit weniger als 500 Stimmen vor den Liberaldemokraten behaupten. Beim letzten Votum vor drei Jahren hatte Labour noch mit einer deutlichen Mehrheit von 12.000 Stimmen gesiegt. Die Nachwahlen wurden nötig, weil ein Abgeordneter starb und ein zweiter sein Mandat niederlegte.

Blairs Beliebtheitswerte sind in den vergangenen Monaten deutlich gefallen. Viele Briten lehnen seine Allianz mit US-Präsident George W. Bush im Irak ab. Der von Lord Butler am Mittwoch veröffentlichte Untersuchungsbericht zur Arbeit des britischen Geheimdienstes vor dem Irak-Krieg entlastete die Regierung Blair vom Vorwurf der absichtlichen Fehlinformation, übte aber Kritik am Regierungsstil des Premiers. Bereits bei den Kommunal- und Europawahlen im vergangenen Monat erlitt Labour dramatische Einbrüche in der Wählergunst.(APA)