Wien - Die ersten großen Galaxien könnten schon eine Milliarde Jahre nach dem Urknall vor knapp 13 Milliarden Jahren entstanden sein, legen Astronomen in Nature nahe. Bisher hatte man angenommen, die Sternensysteme seien in einem hierarchischen Prozess entstanden: Es begann mit kleinen Protogalaxien, die kollidierten und dadurch langsam größer wurden.

Astronomen erforschen die Geschichte des Universums, indem sie den Sternenhimmel beobachten: Aufgrund der endlichen Lichtgeschwindigkeit ist ein Blick in die Ferne immer auch ein Blick in die Vergangenheit. Um die fernen, lichtschwachen Sternensysteme aufzuspüren, nutzten die Forscher die größten verfügbaren Teleskope.

Vier Galaxien entdeckt

Andrea Cimatti vom Astrophysikalischen Observatorium Florenz und sein Team entdeckten mit dem Very Large Telescope der europäischen Südsternwarte in Chile vier vollständige Galaxien so groß wie die Milchstraße. Das heute empfangene Licht sandten die Sternensysteme drei Milliarden Jahre nach dem Urknall aus. Es brauchte zehn Milliarden Jahre, um die Erde zu erreichen und die Galaxien waren zwei Milliarden Jahre alt, als sie es aussandten. Sie entstanden somit eine Milliarde Jahre nach dem Urknall - schneller, als es die hierarchische Theorie erlauben würde. Die Vorstellung, dass das Kleine vor dem Großen entstehen muss, könnte also falsch sein. Oder das junge Universum ist unerwartet schnell gewachsen. (east/DER STANDARD, Printausgabe, 16.7.2004)