Moskau - Die russische Staatsanwaltschaft hat dem früheren Chef des Ölkonzerns Yukos, Michail Chodorkowski, vorgeworfen, eine kriminelle Vereinigung angeführt zu haben.

Diese Organisation habe das Ziel gehabt, nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion auf betrügerische Weise Anteile privatisierter Unternehmen zu erwerben, sagte Staatsanwalt Dimitri Schochin am Donnerstag in Moskau vor Gericht. Chodorkowski sitzt wegen des Verdachtes des Betruges und der Steuerhinterziehung seit Oktober 2003 in Haft.

Milliardenforderungen

Die Behörden fordern von Yukos Steuern in Höhe von insgesamt sieben Milliarden Dollar. Eine Zahlung bedeutet nach Darstellung des Konzerns den Bankrott. Yukos begann einer Meldung der Nachrichtenagentur Itar-Tass zufolge am Donnerstag mit der Nachzahlung der Steuern für 2000. Die Forderung allein für dieses Jahr beläuft sich auf 3,4 Milliarden Dollar. Am Mittwoch hatte Yukos mitgeteilt, der Konzern werde noch im Juli bis zu 1,3 Milliarden Dollar zur Begleichung dieser Steuerschuld zahlen.

"Kriminelle Gruppe"

Schochin sagte, der Organisation habe der ebenfalls angeklagte Platon Lebedew angehört. "Lebedew trat 1994 der organisierten kriminellen Gruppe bei, die Michail Chodorkowski führte und zwar mit dem Ziel, während der Privatisierungsphase durch Betrug Aktien großer russischer Firmen zu erwerben", verlas Schochin aus der Anklageschrift. Lebedew wird insbesondere vorgeworfen, er habe 1994 widerrechtlich zwanzig Prozent der Anteile der Düngemittelfirma Apatit im Wert von 283 Millionen Dollar erworben. Ihm wird auch vorgeworfen, er habe versucht, eine Rückgabe der Anteile an den Staat zu verhindern.

Lebedew und Chodorkowski drohen im Falle einer Verurteilung zehn Jahre Haft. Chodorkowski ist einer von einer Hand voll so genannter Oligarchen, die ein immenses Vermögen gemacht haben, indem sie einst staatliche Unternehmen billig aufgekauft haben. Das Verfahren gegen Chodorkowski wird weithin als politisch motiviert angesehen, da Chodorkowski Ambitionen auf das Präsidentenamt haben soll. Vor seiner Verhaftung hatte er zudem mehrere oppositionelle liberale Parteien finanziell unterstützt.(APA/Reuters)