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Auch Kinderarbeit - wie hier auf den Müllhalden von Managua - ist ein großes Problem in Nicaragua.

Foto: APA/EPA/Oscar Navarrete
Managua - Nicaragua ist flächenmäßig der größte Staat Zentralamerikas und grenzt im Norden an Honduras, im Süden an Costa Rica, im Westen an den Pazifik und im Osten an den Atlantik (Karibik). Am 15. September 1821 proklamierte Nicaragua seine Unabhängigkeit von Spanien. Vorübergehend gehörte es zu Mexiko - dann zur zentralamerikanischen Konföderation - aus der Nicaragua am 30. April 1838 austrat.

Das Land (120.254 Quadratkilometer) ist fast eineinhalb mal so groß wie Österreich. Das Klima ist tropisch-feucht und heiß und die Atlantikküste zählt zu den niederschlagreichsten Gebieten der Welt.

Managua ist die einzige Millionenmetropole (2001: 1.039.000 Einwohner) und die Hauptstadt des Landes. Die Amtssprache ist Spanisch. Neben Creolisch (Karibik-Englisch) werden auch verschiedene Indigena-Sprachen gesprochen; an der Atlantikküste gilt Englisch teilweise als Verkehrssprache.

Zwei Drittel unter der Armutsgrenze

Nicaragua ist seit 1987 eine Präsidialrepublik. Im Jahr 2002 wurde der Staats- und Regierungschef (in Personalunion) Präsident Enrique Bolanos Geyer (PLC - Partido Liberal Constitucionalista: 42 Sitze) ins Amt gewählt. Die Partei der Sandanisten (FSLN - Frente Sandinista de Liberación Nacional: 38 Sitze) ist die zweitstärkste Kraft im Land. Das Ein-Kammer-Parlament besteht aus der Nationalversammlung (Asamblea Nacional) mit insgesamt 92 Sitzen. Wichtige politische Aufgaben bestehen im Abbau der Staatsverschuldung, die Verhinderung der anhaltenden Landflucht, die Förderung des Schul- und Ausbildungswesens, sowie die Bekämpfung der Korruption und der Armut.

Nicaragua zählt zu den ärmsten Ländern Lateinamerikas. Zwar hat laut Weltbank-Bericht die Armut von 50,3 Prozent (1993) auf 45,8 Prozent (2001) abgenommen, jedoch leben Zweidrittel der ländlichen Bevölkerung noch in Armut, davon ein Viertel unter der absoluten Armutsgrenze von weniger als einem US-Dollar pro Tag (Weltbank Armutsbericht Nicaragua - Juni 2004).

Folgen des Wirbelsturms "Mitch"

In Folge des Wirbelsturms "Mitch" im Jahr 1998 hat sich neben der Wirtschaftsfolgen und auch das politische Klima des Landes verschlechtert. Die unzulänglichen innenpolitische Reformen im Zuge der politischen Transformation führten zu einer Abschwächung des realen BIP-Wachstums. Heute kämpft Nicaragua auch weiterhin mit den Folgen einer hohen Staats- und Auslandsverschuldung. Im Jahr 2001 sanken auch erstmals die Kaffeepreise. Die Kaffee-Krise wirkt sich vor allem negative auf die ländliche Regionen aus. Von 23 Prozent aller ländlichen Haushalte ist mindestens eine Person in der Kaffeeproduktion oder als Arbeiter auf Kaffeeplantagen tätig. In den "Kaffee-Haushalten" hat die absolute Armut laut Armut-Bericht der Weltbank um fünf Prozent zugenommen.

Schuldenerlass

Wegen seines nicht tragfähigen Schuldenniveaus wurde von Weltbank und Internationalem Währungsfonds (IWF) für Nicaragua im Rahmen der Initiative für hochverschuldete arme Länder (HIPC - Heavily Indebted Poor Countries) - ein Schuldenerlass durch 37 Gläubiger (Länder und Banken) in Höhe von 4,5 Milliarden US-Dollar im Januar 2004 vereinbart. Durch Strukturreformen, die von der Weltbank und dem IWF regelmäßig geprüft werden, soll Nicaraguas Auslandsverschuldung auf etwa 73 Prozent des Kapitalwertes sinken. Nicaraguas Auslandsverschuldung belief sich 2001 auf 6,3 Milliarden US-Dollar. Die Inflation lag zwischen 1999-2000 bei 33,5 Prozent und die Arbeitslosenrate bei 22 Prozent (2003). In vielen Wirtschaftszweigen herrscht nach wie vor Unterbeschäftigung.

Der Schuldenerlass wurde mit Nicaragua ausgehandelt, da die Regierung standhaft Strukturreformen durchsetze, eine verantwortungsbewusste Regierungsführung verfolge, sowie den Kampf gegen Korruption führe. So wird Weltbankpräsident James Wolfensohn im Armut-Bericht Nicaragua (Juni 2004) zitiert. (APA)