Innsbruck – Zehneinhalb Kilo Sprengstoff hat die Polizei beim Südtirolaktivisten Karl Außerer (71) in dessen Haus im Innsbrucker Stadtteil Arzl gefunden. Die Hausdurchsuchung hatte einem Angehörigen gegolten. Bei der – erfolglosen – Suche nach Suchtgift stießen die Beamten in einer Bettzeuglade auf die verdächtige rote Masse.

Kunsttischler Außerer will sie als Fensterkitt verwendet haben und das sprengbare Material seit vielen Jahren aufbewahrt haben. Nach ersten Einschätzungen der Exekutive könnte der Sprengstoff tatsächlich mehr als ein Jahrzehnt alt sein. Nach Auskunft des leitenden Staatsanwalts Rudolf Koll wird eine Expertise des Innenministeriums in drei Wochen vorliegen.

Der gebürtige Südtiroler Außerer war 1989 als Aktivist der Gruppe "Ein Tirol" in Österreich wegen "Vorbereitung eines Verbrechens mit Sprengmitteln" zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt worden. "Ein Tirol" hatte zwischen 1984 und 1986 in Südtirol über 40 Sprengstoffanschläge mit Sachschäden verübt.

Ziel der Anschläge war es, die Beilegung des Südtirolkonflikts durch das Autonomiepaket zu hintertreiben. Außerers Komplizin Karola Unterkircher war 1994 nach spektakulärer Verhaftung an der Grenze in Italien zu zehn Jahren und sieben Monaten verurteilt worden.

Bis heute wird spekuliert, ob hinter "Ein Tirol" rechtsextreme beziehungsweise deutschnationale Kreise (in Anknüpfung an die "Südtirolbumser" der 60er-Jahre) und/oder der italienische Geheimdienst standen.

Seit seiner Haftentlassung habe sich Außerer "unauffällig" verhalten, erklärt Sicherheitsdirektor Hans Ebenbichler. Daher darf Außerer auch die Überprüfung des brisanten Fundes daheim abwarten. (hs/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15.7.2004)