Jerusalem - Das israelische Außenministerium hat Pläne für
den "Tag nach Arafat" ausgearbeitet. Die internen Richtlinien stehen
in Einklang mit Vorbereitungen, die das israelische Militär schon vor
neun Monaten eingeleitet und teilweise "erprobt" hat, wie der
Militärrundfunk am Mittwoch berichtete. Die israelischen Behörden
befürchten ein "Tohuwabohu" in den palästinensischen Gebieten nach
dem Tod von Präsident Yasser Arafat. Im Fall einer ernsthaften
Erkrankung sollte er zur Behandlung in ein anderes Land gebracht
werden, damit Israel nicht für sein Ableben verantwortlich gemacht
werden könne, hieß es.
Nach den bekannt gewordenen Vorschlägen will Israel die Beisetzung
Arafats auf dem Jerusalemer Tempelberg verhindern. Sein Leichnam
solle in Abu Dis, vor den Toren Jerusalems, begraben werden.
Westliche Diplomaten in Ramallah erzählten kürzlich, dass israelische
Soldaten rund um die belagerte Mukata, das Hauptquartier Arafats, die
Lage nach dessen Ableben "geprobt" hätten.
Die USA hatten im April den israelischen Regierungschef Ariel
Sharon vor jedem Versuch gewarnt, seine Tötungsdrohungen gegen den
palästinensischen Präsidenten zu realisieren. Ebenso müsse Israel von
einer Zwangsexilierung Arafats Abstand nehmen, hatte das Weiße Haus
erklärt. Sharon hatte zuvor seine Todesdrohungen gegen Arafat
erneuert. Er sagte, dass das den USA vor drei Jahren gegebene
israelische Versprechen, dem palästinensischen Präsidenten keinen
"physischen Schaden" zuzufügen, nicht mehr gelte.
Das israelische Sicherheitskabinett hatte im September vergangenen
Jahres "im Prinzip" beschlossen, sich Arafats zum gegebenen Zeitpunkt
zu "entledigen". Sicherheitsminister Tzahi Hanegbi hatte allerdings
bestätigt, dass sich Sharon gegenüber der US-Regierung verpflichtet
habe, die "physische Integrität" Arafats nicht anzutasten. Dies habe
Präsident George W. Bush persönlich von ihm verlangt. Sharon selbst
hatte wiederholt öffentlich Bedauern darüber ausgedrückt, dass Israel
Arafat nicht vor über zwanzig Jahren während des Libanon-Krieges in
Beirut "liquidiert" habe. (APA)