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Das schlechte Wetter dämpft die Lust zur Ausfahrt am Wochenende, sagen Experten

Foto: dpa/Weigel
Wien – Während das Schlechtwetter Gastronomen und Touristikbranche zur Verzweiflung treibt, sorgen Regenwetter und kühle Temperaturen auf den Straßen für gute Nachrichten: Im ersten Halbjahr zeichnet sich ein deutlicher Rückgang bei den Verkehrstoten ab.

Bis zum elften Juli starben nach den vorläufigen Zahlen des Innenministeriums heuer 380 Menschen bei Verkehrsunfällen. Im Vergleichszeitraum des Jahres 2003 waren bereits 476 Tote zu beklagen, um über 20 Prozent mehr. Auch die vergangene Woche, in die der Ferienbeginn in Westösterreich gefallen ist, zeigt ein deutliches Bild. Neun Unfalltoten im Jahr 2004 stehen gleich 28 im Jahr zuvor gegenüber.

Verringerte Ausflugstätigkeit

Im Verkehrsreferat des Innenministeriums schätzt man, dass sich besonders die verringerte Ausflugstätigkeit positiv auf die Bilanz auswirkt. Die neun Toten der vergangenen Woche seien für eine Sommerwoche "ungewöhnlich", in vergangenen Jahren hätte es immer mindestens zehn Getötete gegeben.

Beim Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV) gibt man sich noch vorsichtiger mit Prognosen für das heurige Jahr, hat aber ebenfalls einen Rückgang bei den Verkehrstoten registriert. "Der Trend ist nach den vorliegenden Zahlen erkennbar. Bis April haben wir einen Rückgang um knapp acht Prozent", erläutert KfV- Sprecher Nikolaus Käfer.

Das Schlechtwetter spielt für ihn ebenfalls eine entscheidende Rolle. "Bei den Motor- und Fahrrädern wird es nach dem schönen Vorjahressommer wohl einen Rückgang geben." Gleichzeitig warnt er jedoch vor übereilten Erfolgsmeldungen, schließlich sei die weitere Wetterentwicklung nicht abzusehen. "Im langjährigen Schnitt ereignen sich 44 Prozent der tödlichen Verkehrsunfälle eines Jahres zwischen Juni und September."

Ein Indiz, dass es auf den Straßen heuer sicherer ist, stellt auch die Einsatzbilanz der ÖAMTC-Flugretter dar. Im ersten Halbjahr mussten die 17 Notarzthubschrauber nach Verkehrsunfällen insgesamt 837-mal aufsteigen. In den ersten sechs Monaten des Vorjahres waren sie noch zu 860 Einsätzen beordert worden.

Kettenpflicht im Juli

Wie schlecht das Wetter heuer wirklich ist, lässt sich auch aus den Verkehrsmeldungen ablesen. Für die Großglockner-Hochalpenstraße wurde am Wochenende nämlich die Schneekettenpflicht verordnet. Eine Maßnahme, die Ende Juni auch in Tirol notwendig geworden ist. Massive Schneefälle haben für eine zweitägige Kettenpflicht für Fahrten über das Timmelsjoch gesorgt.

An einem anderen Verkehrszwischenfall vom Wochenende dürfte dagegen das Wetter keine Schuld tragen. Ein 33-jähriger Innsbrucker drehte am Sonntag auf der Westautobahn in Salzburg durch und verprügelte einen 20-Jährigen, der ihn nicht vorbeigelassen hatte. Der Innsbrucker fuhr rechts vor, stoppte den Salzburger und versetzte ihm mitten auf der Autobahn einen Faustschlag. In Tirol konnte der Rowdy festgenommen werden. (Michael Möseneder, Der Standard, Printausgabe, 13.07.2004)