Bild nicht mehr verfügbar.

Beim Stuttgarter Automobilkonzern DaimlerChrysler kam es wegen Streiks von 12.000 Beschäftigten des Pkw-Werks in Sindelfingen zu Produktionsausfällen.

Foto: APA/dpa/dpaweb/Breloer
Frankfurt/Main - Die Automobilkonjunktur in Deutschland kommt nicht in Gang. In diesem Jahr werden die Autohersteller nach Ansicht von Experten zum fünften Mal in Folge nur stagnierende Absatzzahlen erzielen. Der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) korrigierte am Wochenende angesichts der Konjunkturflaute seine Prognose für den Autohandel nach unten und erwartet ein rabenschwarzes Jahr. Die beiden großen deutschen Hersteller VW und Opel kämpfen mit Absatzrückgängen. Bei DaimlerChrysler eskalierte am Wochenende der Streit um Einsparungen zwischen der Konzernleitung und den Arbeitnehmern.

"Selbst die gerade auf 3,24 Mio. Neuzulassungen reduzierte Prognose des Automobilverbandes VDA ist aus unserer Sicht noch zu optimistisch", sagte ZDK-Sprecher Helmut Blümer der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Der ZDK erwarte jetzt nur noch 3,1 Mio. neu zugelassene Personenwagen.

Krisenstimmung bei VW

Volkswagen steuert nach Informationen des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" auf eine Krise zu. Darauf habe VW-Personalvorstand Peter Hartz die Belegschaft am vergangenen Mittwoch bei einer Betriebsversammlung in Wolfsburg hingewiesen. VW-Chef Bernd Pischetsrieder müsse bald eine Gewinnwarnung herausgeben, hieß es in dem Bericht weiter. Das Ziel, in diesem Jahr wie 2003 ein operatives Ergebnis vor Sondereinflüssen von 2,5 Mrd. Euro zu erreichen, sei nicht mehr zu schaffen. VW-Sprecher Dirk Große-Leege dementierte, dass bei dem Wolfsburger Autobauer Krisenstimmung herrsche. Zu den Vermutungen über eine mögliche Gewinnwarnung wollte er nicht Stellung nehmen.

Zwar seien auch bei VW die Zulassungszahlen im ersten Halbjahr um 1,1 Prozent zurückgegangen, damit stehe der Konzern aber immer noch besser da als der Branchendurchschnitt. Insgesamt wurden von Jänner bis Ende Juni in Deutschland 1,3 Prozent weniger Autos in den Verkehr gebracht als im Vorjahreszeitraum. Laut "Spiegel" ist das Werk Wolfsburg nur noch zu 70 Prozent ausgelastet. Personalvorstand Hartz habe den Beschäftigten mitgeteilt, dies reiche nicht aus, um die rund 176.000 Arbeitsplätze bei VW in Deutschland langfristig zu sichern. VW war schwach ins Jahr gestartet. Im ersten Quartal brach der Gewinn unter dem Strich um fast 90 Prozent auf nur noch 26 Mio. Euro ein.

Weniger Aufträge bei Opel

Auch der Rüsselsheimer Autohersteller Opel hat mit sinkenden Auftragseingängen für sein neues Kompaktmodell Astra zu kämpfen. Nach Informationen der "Welt am Sonntag" ging die Zahl der Händlerbestellungen im Juni auf nur noch 2.900 Einheiten zurück, nachdem in den Vormonaten bis zu 18.000 Auftragseingänge registriert worden waren. Opel wollte die Zahlen der Auftragseingänge nicht kommentieren. Der Konzern räumte aber ein, dass es zu einem Rückgang bei der Nachfrage nach dem neuen Opel-Modell gekommen sei. Opel wollte im laufenden Jahr ursprünglich 200.000 Astra fertigen und hatte den Wert wegen der großen Nachfrage auf bis zu 230.000 Einheiten erhöht.

Streiks bei DaimlerChrysler

Bei dem Stuttgarter Automobilkonzern DaimlerChrysler erreichte der Streit mit dem Betriebsrat um Einsparungen in dreistelliger Millionenhöhe am Wochenende seinen Höhepunkt. 12.000 Beschäftigte im Pkw-Werk Sindelfingen traten ihre Arbeit nicht an, und es kam zu Produktionsausfällen. Der Betriebsrat hatte notwendige Überstunden verweigert und will auch am geplanten Aktionstag an diesem Donnerstag (15. Juli) festhalten. Die IG Metall hat dazu sämtliche DaimlerChrysler-Mitarbeiter in Deutschland zu Protesten aufgerufen.

"Dann brennt die Hütte - die Mitarbeiter sind stinksauer", sagte die Betriebsratskoordinatorin der C-Klasse in Sindelfingen, Eva von der Weide. Am Samstag standen im Werk Sindelfingen die Bänder still, 1.000 Autos konnten deshalb nach Angaben der Arbeitnehmervertreter nicht produziert werden. Der DaimlerChrysler-Vorstand verlangt vom Betriebsrat bei den laufenden Verhandlungen die Billigung von Einsparungen über rund 500 Mio. Euro pro Jahr. Nach Berechnungen des Betriebsrates würden die Sparpläne des Unternehmens für viele Arbeiter Einbußen von 700 Euro im Monat bedeuten. (APA/dpa)