Sofia/Manila - Das Schicksal der im Irak entführten und mit dem Tode bedrohten Geiseln aus Bulgarien blieb am Samstag zunächst weiter ungewiss. Die bulgarische Regierung teilte mit, ihr lägen unbestätigte Informationen vor, wonach die beiden Lkw-Fahrer am Leben seien. Eine Bestätigung gebe es jedoch nicht. Eine ultimative Frist, nach deren Ablauf radikale Islamisten mit der Ermordung ihrer beiden Geiseln gedroht hatten, war am Freitag abgelaufen.

"Wir haben unbestätigte Informationen, dass die bulgarischen Geiseln leben", sagte der bulgarische Außenminister Solomon Passi am Samstag vor heimischen Medien in Sofia. Es sei jedoch nicht möglich gewesen, die Informationen zu überprüfen, fügte er hinzu. Die Entführer, die vermutlich Verbindungen zu dem aus Jordanien stammenden Extremisten-Führer Abu Mussab al-Zarqawi haben, hatten die Freilassung von Gefangenen durch die US-geführte multinationale Truppe im Irak verlangt.

Kein Abzug der Soldaten

"Das ist keine Forderung an die bulgarische Regierung, sondern an ein Drittland (die USA). Deshalb können wir nicht darüber entscheiden", sagte Passi. Zugleich schloss das Nato-Mitglied Bulgarien eine Änderung seiner pro-amerikanischen Politik aus und bekräftigte, die 470 nahe der südirakischen Stadt Kerbala stationierten Soldaten würden nicht abgezogen.

Hilfe aus Tschechien

Bulgarien hat Tschechien neben mehreren anderen Staaten in der andauernden Geiselnahme von zwei bulgarischen Lastwagenfahrern im Irak um Hilfe gebeten. Dies teilte der stellvertretende bulgarische Außenminister Gergana Gruncharow der tschechischen Nachrichtenagentur CTK am Samstag mit.

Das tschechische Außenministerium bestätigte die bulgarische Anfrage. "Die Bulgaren erhielten Rat und Hinweise zur Kontaktaufnahme mit der tschechischen Botschaft in Bagdad, meinte eine Sprecherin.

Krisenstab

In Prag wurde nach den Entführungen von drei tschechischen Journalisten, die nach etwa einer Woche unverletzt freigelassen worden waren, ein Krisenstab eingerichtet. Bulgarien habe keine Hinweise auf die Geiseln und appelliere an alle Länder, die in der Vergangenheit oder aktuell Geiseln im Irak haben, zu helfen, sagte der Vize-Außenminister.

Die irakischen Entführer eines ägyptischen Lkw-Fahrers, der vergangene Woche bei der Lieferung von Ölprodukten an die US-Truppen im Irak verschleppt worden war, forderten am Samstag vom saudiarabischen Arbeitgeber des Mannes ein Lösegeld von einer Million Dollar (808.277 Euro). Die Entführer nennen sich selbst "Legitimer irakischer Widerstand". (APA)