Die NDR-Produktion (1965 bis 1971), die die "Umbruchjahre" der Bundesrepublik sozialkritisch reflektierte, machte aus der 1910 in Berlin geborenen Meysel eine der bekanntesten und beliebtesten deutschen Schauspielerinnen der Nachkriegszeit.
Erst 1945 hatte sie mit Rollen am Hamburger Thalia Theater verspätet ihre Bühnenkarriere begonnen - auf erste Engagements nach Beendigung ihrer Ausbildung war für die Tochter eines jüdischen Tabakhändlers und einer Dänin während der NS-Diktatur bald das Auftrittsverbot gefolgt. Die Erfahrungen dieser Jahre, so Meysel später, hätten sie geprägt und bewogen, beizeiten "den Mund aufzumachen".
Ihre Popularität (die Schauspielerin stand für mehr als Hundert Fernsehrollen vor der Kamera und erhielt zahlreiche Auszeichnungen) nutzte die deklarierte SPD-Wählerin, um sich unter anderem gegen die Diskriminierung von Frauen, gegen den Abtreibungsparagrafen und für gleichgeschlechtliche Beziehungen einzusetzen. Noch als über 90-Jährige war sie in TV-Filmen und -Serien wie Tatort, Heimatgeschichten oder Polizeiruf 110 aufgetreten.