Silverstone - Also sprach Michael Schumacher: "Mit unserem Ferrari wird es ein Vergnügen sein, die Strecke in Silverstone zu bewältigen." Das kann/muss so interpretiert werden: Schumacher wird am Sonntag den GP von England (14 Uhr/live ORF 1) gewinnen, da kann er auch fünfmal die Reifen wechseln lassen. Es wäre sein 80. Erfolg, erst der zehnte in dieser Saison (von elf möglichen). Der sechsfache Weltmeister hat in 14 Jahren Formel 1 mehr Siege (79) als restliche Platzierungen in den Punkterängen (76) eingefahren. "Der liebe Gott hat Michael zur Welt kommen lassen, um Autorennen zu fahren", glaubt sein Manager Willi Weber.

Der liebe Gott hat allerdings mit der Schaffung Schumachers auch dafür gesorgt, dass die Formel 1 minütlich fader wird. Also soll wider die Langeweile in spätestens vier Jahren ein GP im Londoner Hyde Park stattfinden, damit sich irgendetwas tut, Bernie Ecclestone ist von diesem Plan begeistert. Schumi, der vermutlich auch dort siegen wird: "Eine grandiose Idee, wenn die Sicherheit gewährleistet ist. Es muss bessere Vorkehrungen als in Monaco geben."

Sein nicht ganz so begabter Bruder Ralf wechselt bekanntlich zu Toyota, was Michael wiederum nicht stört: "Kurzfristig mag das sportlich ein falscher Schritt sein, aber langfristig muss es nicht so sein. Ich verstehe die Gründe, die dahinter stehen." Die sind laut Schumi II, der nach seinen Wirbelbrüchen frühestens am 15. August in Ungarn ein Comeback geben wird, keinesfalls die 51 Millionen Euro, die er für einen Dreijahresvertrag von Toyota erhält (er bemühte sich, nicht rot im Gesicht zu werden), sondern die bei BMW-Williams vermisste bedingungslose Rückendeckung seines Teams. Dazu Technikchef Patrick Head: "Ralf hat einen nicht behandelbaren Bruderkomplex."

Als Nachfolger sind Mark Webber oder Jacques Villeneuve im Gespräch, dem sein Pensionistendasein in Kanada nicht taugt. Möglicherweise werden beide von BM-Williams verpflichtet, denn Juan Pablo Montoya hat bei McLaren-Mercedes angeheuert.

Wundersprit

"Ich hatte noch nie so ein gutes Auto für Silverstone und hoffe, dass es der dritte Sieg hier wird", sagte also der nur in den Jahren 1998 und 2002 siegreiche Michael, der sich dort vor fünf Jahren bei einem Unfall das Bein brach: "Vielleicht gewinnen wir ja diesmal im Regen mit einer Achtstoppstrategie." Diese Aussage war übrigens ernst gemeint. Es wurde Regen prognostiziert, was in England kein Risiko ist. Im Nassen ist Schumi traditionell noch überlegener. "Mein Wundersprit verschafft mir dabei einen Gewichtsvorteil von fünf Kilogramm."

Seit dem Triumph von Magny-Cours kann ihm aus eigener Kraft nicht einmal mehr sein Ferrari-Teamkollege Rubens Barrichello den siebten Titel nehmen. "Michael und Ferrari sind durch", meinte BMW-Motorsportchef Mario Theissen als Vertreter der hilflosen Konkurrenz.

Schumacher hat mittlerweile nur noch Respekt vor Renault und BAR-Honda. "Meiner Meinung nach wird BAR in Silverstone wieder stärker auftrumpfen. Insofern darf man sich nie zu sehr in Sicherheit wiegen." (red - DER STANDARD PRINTAUSGABE 10./11. 2004)