Wien - Der slowenische Akkordeonist, Komponist und Filmemacher Bratko Bibic gastierte am Donnerstag im Rahmen des Jazzfestes Wien mit Songs und neuem Film im Gepäck im Miles Smiles. Stilistisch im Freiraum zwischen Minimalismus, Improvisation und Avantgarde angesiedelt, vermittelten Bibic und seine Band The Madleys Lebendigkeit und Originalität. Die virtuos gespielten Kompositionen vereinten stampfenden Balkan-Folk und hymnenartige Themen mit einer rhythmischen Vielfalt, bei der von Taktarten nichts mehr übrig blieb. Percussionist Marjan Stanic und Violinist Matjaz Sekne betrieben mit ihren Instrumenten Lautmalerei auf höchstem Niveau. Die Uraufführung des Films Under the Family Tree 3 bildete den zweiten Teil des Abends . Gezeigt wurden Bilder aus Slowenien von 1945-1960. Menschen zwischen Elend, Kommunismus und technischem Fortschritt, Aufnahmen von Schulkonzerten, Militärparaden und Volksfesten. Bibic sampelt Filmmusik und Texte aus Propaganda-und Heimatfilmen zu beklemmend statischen Loops, die Live-Improvisation des Trios kontrastiert durch düstere Dissonanz oder Fetzen dümmlicher Marschmusik das vorgetäuschte Heimatgefühl. Etwas unglücklich dabei der Einsatz von altmodischen Synthie-Sounds - und ob das Trio den Film vorher schon einmal ganz gesehen hat? Die starke Bildsprache wurde live nicht ideal aufgegriffen. (rie/DER STANDARD, Printausgabe, 10./11.7.2004)