München - Der Filmkünstler, Maler und Dichter Vlado Kristl ist am vergangenen Mittwoch im Alter von 81 Jahren in München gestorben. Das teilte sein Sohn am Freitag mit. Der (am 24. Jänner 1923) in Zagreb geborene und seit Jahrzehnten in Deutschland lebende Multikünstler galt als "Anarchist der Fantasie". Mit Filmen wie "Der Damm" oder "Der Brief" hatte Kristl großen Anteil am "Neuen deutschen Film".

Radikal und konsequent hatte er sich zeitlebens allem Kommerziellen widersetzt und bewusst gegen den Strom gesteuert. Einer breiten Öffentlichkeit war Kristls Werk als Filmkünstler, Maler und Dichter kaum bekannt. Wie die Titelfigur in seinem Zeichentrickfilm "Don Quichote" hat sich Kristl zeitlebens quer zum Kulturbetrieb gestellt. Mit der 1960 gedrehten Parabel über das Individuum im Zeitalter der Technik erregte er als einer der wichtigsten Vertreter der Zagreber Trickfilmschule auch international Aufsehen. Der Film wurde wie auch sein zweiter Streifen "Der General und der ernste Mensch" in seiner Heimat wegen seiner Anspielungen auf den Polizeistaat und auf den Präsidentenkult von der Zensur verboten.

Gegen Konventionen

Kristl siedelte deswegen 1962 nach Deutschland. An der Kinokasse erwiesen sich Kristls Leinwandexperimente, bei denen die Einstellungen ohne jeden Bezug zueinander gedreht wurden und Beziehungen erst durch den Schnitt und die Montage zu Stande kamen, als wenig erfolgreich.

Auch in späteren Werken wie "Film oder Macht" und "Obrigkeitsfilm" steht Kristls Kino für Subversion und gegen alle historischen Konventionen der Filmerzählung. 1998 kam der Streifen "Der letzte Klon" heraus. Nach Meinung von Filmkennern sind vor allem Kristls Radikalität und Konsequenz bedeutender als viele seiner einzelnen Produktionen. Kristl, der auch Bilder malte, hat zudem Gedichtbände und Prosastücke veröffentlicht.(APA/dpa)