Die Vorfreude der Analysten über eine baldige Platzierung des 17-Prozent-Aktienpakets der Telekom Austria an der Wiener Börse war eine verfrühte. Denn im Sommer wird sich diesbezüglich nichts mehr tun. Obwohl die Marktsituation allgemein als gut befunden wird, hat 47,2-Prozent-Aktionär ÖIAG den Deal auf Herbst verschoben, erfuhr DER STANDARD aus Kreisen der Verstaatlichtenholding ÖIAG.

Man habe diesbezüglich keine Eile und suche das optimale Zeitfenster, wiegelt eine ÖIAG-Sprecherin ab. Man prüfe alle Privatisierungsvarianten, werde aber keinen Zeitplan nennen. Hintergrund für die Verschiebung ist freilich, dass die Verstaatlichtenholding die Hoffnung, das lukrative Kaufangebot der schweizerischen Swisscom doch noch annehmen zu können - sie bietet dem Vernehmen nach 15 Euro pro Aktie, also deutlich mehr als der aktuelle Kurs von 12,58 Euro -, noch nicht aufgegeben habe.

Kein Verkauf an die Schweizer

Wenn man schon nicht an die mehrheitlich im Staatsbesitz befindliche Swisscom verkaufen könne, so wolle man wenigstens den dadurch erzeugten guten Wind ausnützen, so die Argumentation in Kapitalvertreter- und Regierungskreisen gleichermaßen. In Letzteren wird ein Verkauf an die Schweizer industriepolitisch nicht goutiert, die Einnahmen sähe man freilich gern. "Ich bin neugierig, wie lang die Swisscom das noch mitmacht", verlautet indes aus Kreisen des Telekom-Managements.

Als deutliches Indiz, dass der TA-Verkauf noch warten muss, ist weiters zu werten, dass die TA zwar börsenmäßig startklar ist, bis dato aber nicht über eine Transaktion informiert wurde. Dass der Vorstand völlig außen vor bleibe, sei bei der ÖIAG nichts Ungewöhnliches, jedoch selbst beim angespannten Klima zwischen ÖIAG und TA schwer vorstellbar, sagt ein Börse-Aufsichtsrat.

Wider Erwarten

Sollten die Schweizer wider Erwarten doch zum Zug kommen, müsste das ÖIAG-Management zurück an den Start. Denn bisher hat der Aufsichtsrat der Staatsholding nur für eine Börsentransaktion grünes Licht gegeben. "Jede andere Variante muss wieder in den Aufsichtsrat", sagt ein Mitglied. Was noch gegen den Paketverkauf an die ausschließlich an einer Mehrheit interessierte Swisscom spricht: Die Schweizer müssten ein Übernahmeangebot an alle Aktionäre machen, und das Indexschwergewicht würde vom Handelsplatz Wien verschwinden. (Luise Ungerboeck, Der Standard, Printausgabe, 09.07.2004)