Tennis unter dem kritischen Punkt.

Innsbruck - Österreichs Fed-Cup-Damen haben es am Wochenende in der Hand, zum zweiten Mal innerhalb von nur zwei Jahren und zum insgesamt dritten Mal unter die besten vier Nationen der Welt einzuziehen. Zwar sind die USA, die nur mit einem Rumpfteam antreten, trotzdem Favoriten, doch die Chancen der Gastgeber sind im Bergisel-Stadion in Innsbruck nach der Absage von Venus Williams doch beträchtlich gestiegen.

"Eine totale Ausgeglichenheit"

"Ja, es stimmt, unsere Chancen sind gestiegen. Und auch wenn man sich das Head-to-Head anschaut, sieht man eine totale Ausgeglichenheit", stellte auch ÖTV-Kapitän Alfred Tesar fest. Für ihn sind Barbara Schett und Barbara Schwartz Fixstarter im Einzel, sofern nicht etwas Unvorhergesehenes passiert. Im Lager der US-Amerikanerinnen erwartet Tesar Chanda Rubin und Lisa Raymond in den Singles sowie das Weltklasse-Doppel Martina Navratilova/Raymond. Jill Craybas dürfte wohl ebenso wie Sybille Bammer im ÖTV-Team nur die Rolle der Ersatzfrau zukommen. Das rot-weiß-rote Doppel bilden am Sonntag voraussichtlich Schett und Patricia Wartusch.

Ähnlich wie vor zwei Jahren in Charlotte, als Österreich in Abwesenheit von Schett dank zweier toller Leistungen von Barbara Schwartz einen sensationellen 3:2-Auswärtssieg über die USA gefeiert hatte, schwächte sich die Tennis-Weltmacht neuerlich selbst. War es 2002 ein interner US-Streit zwischen Billie Jean King und Jennifer Capriati, der Österreich einen kampflosen Punkt brachte, fehlen diesmal die Topstars gleich ganz.

Chanda Rubin als Nummer 1

Ob dies den Stellenwert des Fed Cup nicht herabsetze? "Es ist jedes Jahr ein Problem, die Spielerinnen von der Wertigkeit des Fed Cup zu überzeugen", kommentierte Tesar das Antreten des dezimierten Rekordsiegers. Mit Chanda Rubin ist die aktuelle Nummer 24 der Welt die Nummer eins der Truppe von Kapitänin Zina Garrison: Lindsay Davenport (WTA-Nr. 5), Jennifer Capriati (7), Serena und Venus Williams (14 bzw. 15) zeigten dem Teambewerb allesamt die kalte Schulter. Venus war nach ihrem frühen Out in Wimbledon offenbar nicht mehr dazu zu bewegen, den Trip zurück nach Europa zu machen.

Und so ist der eigentliche Star im US-Team eine Tennis-"Oma": Die 47-jährige Martina Navratilova, zuletzt in Wimbledon immerhin in der zweiten Einzel-Runde, gilt für das Doppel mit Raymond als Fixpunkt der Gäste. Mit ihrer Partnerin hat sie heuer nicht nur den WTA-Titel in Wien geholt, sondern zuletzt auch das Wimbledon-Halbfinale erreicht. Vielleicht ist sie sogar für das Einzel ein Thema. "Das ist nicht auszuschließen. Aber wir haben zwei Linkshänderinnen im Team und werden auch darauf vorbereitet sein", so Tesar. Ein Einsatz des Altstars würde den Druck auf die ÖTV-Einzelspielerinnen aber sicher erhöhen, denn wer will schon gegen eine 47-Jährige verlieren?

Kaum Spiele in den Beinen

Dennoch sind Rubin und Raymond als Top-30-Spielerinnen auf Sand sicher zu bevorzugen. Rubin hat allerdings nach einer Verletzung im linken Knie seit Februar nur zwei Einzel auf der Tour bestritten (Wien und Wimbledon) und beide verloren. Nach ihrem Out in Wimbledon hat sie sich jedoch eine Woche lang in Barcelona intensiv auf den Fed Cup vorbereitet.

Der Sieger dieser Begegnung qualifiziert sich für das Final Four im November und trifft auf den Sieger der Partie zwischen Argentinien und Russland in Buenos Aires. "Das Final Four wäre eine tolle Leistung, aber es ist auch schon ein toller Erfolg, dass wir nächstes Jahr in der Weltgruppe I der acht besten Nationen spielen. Aber man darf die Augen nicht davor verschließen, was nachkommt", spielte Tesar auf die Zeit nach Schett und Co. an.(APA)