Nach einem dem Standard vorliegenden Lageplan der Tiwag, plant Tirols Energiekonzern die Errichtung von vier Speicherseen im Ötztal. Im hintersten Ventertal ist der Speicher Rofen geplant, im Sulztal bei Längenfeld - wie berichtet - der Speicher Fischbach. Beide Speicher sollen jeweils 120 Millionen Kubikmeter Wasser fassen. Beim 1982 fertig gestellten letzten Großprojekt, der Kraftwerksgruppe Sellrain-Silz, verfügt der dortige Finstertalstausee nur über das halbe Fassungsvermögen.

Zusätzlich sollen nach den Tiwag-Plänen die Venter Ache unterhalb von Vent und die Ötztaler Ache zwischen Sölden und Huben aufgestaut werden. In dem geheimen Tiwag-Papier wird die Gesamtleistung der vier Kraftstufen mit gigantischen 2300 GWh angegeben - das ist die dreifache Strommenge, die Sellrain-Silz erzeugt. Voraussetzung für diese Leistung ist der Einsatz von billigem Strom aus Atomkraft- beziehungsweise kalorischen Kraftwerken, um Wasser im "Wälzbetrieb" immer wieder zur nächsthöher gelegenen Staustufe hochzupumpen. Laut Tiwag-Lageplan ist das eigentliche Kraftwerk am Eingang des Ötztales nördlich von Ötz vorgesehen.

Strikte Informationssperre

Der urlaubende Tiwag-Vorstandsdirektor Bruno Wallnöfer hat, so dessen Pressesprecher, über alle Speicherkraftwerksprojekte eine strikte Informationssperre verhängt. Geplant sei ein "Optionenbericht", der im Herbst Politik und Bevölkerung zur Diskussion vorgelegt werden soll.

Jakob Wolf, VP-Landtagsabgeordneter und Bürgermeister von Umhausen, bestätigt, dass die Bürgermeister des Ötztales über "Grobpläne", das Sulztal betreffend, von der Tiwag informiert worden seien. Kein Problem sieht Wolf darin, dass beide Großspeicher in Ruhegebieten liegen. Seine Zustimmung will Wolf davon abhängig machen, ob mit den Kraftwerken ein zuverlässiger Hochwasserschutz für das Tal geschaffen werde. (hs/DER STANDARD; Printausgabe, 7.7.2004)