In einem Club im Bezirk Linz-Land in Oberösterreich sollen junge Frauen aus Osteuropa sexuell ausgebeutet worden sein. Die Betreiber organisierten die Einreise und "schrieben ihnen die Bedingungen zur Prostitutionsausübung vor", teilte der Leiter der oberösterreichischen Sicherheitsdirektion, Alois Lißl, am Dienstag in einer Presseaussendung mit. Bis zu 75 Prozent der Gesamteinkünfte seien den Animierdamen, die offenbar auf brutale Weise eingeschüchtert wurden, abgenommen worden.

Schwerwiegende sexuelle Ausbeutung

Seit vergangenem Sommer habe die Kriminalabteilung nach Hinweisen aus dem Rotlichtmilieu gegen einen 33-Jährigen und seine 22-jährige Lebensgefährtin ermittelt, so Lißl. Sie und weitere Personen stehen im Verdacht, "schwerwiegende strafbare Handlungen im Bereich der sexuellen Ausbeutung von Frauen aus Ungarn, Moldawien und Rumänien" verübt zu haben.

Der 33-Jährige, seine Mutter und die Freundin sollen ab dem Jahr 2001 die Einreise "einer Vielzahl von Mädchen" organisiert, sie danach bei der Beschaffung von Meldezetteln, Gesundheitsbüchern und Aufenthaltstiteln unterstützt und sich durch die Einhebung von wesentlich überhöhten Ausstellungs-, Reise-, Verpflegungs- und Nächtigungskosten bereichert haben.

Für die Ausstellung der jeweiligen Aufenthaltserlaubnis einschließlich der Anreisekosten und Abgaben an das Finanzamt sollen die Verantwortlichen des Clubs für mindestens 70 Animierdamen statt höchstens 500 Euro jeweils zwischen 1.500 und 2.000 Euro kassiert haben, so Lißl. Nach mehreren Festnahmen sei das Bordell im Herbst geschlossen worden.

Keine Möglichkeit zu behördlichem Kontakt

Die "als Prostituierte tätigen Damen wurden offenbar bewusst in ein gezieltes Abhängigkeitsverhältnis gebracht", durch die "Auferlegung von freiheitsentziehenden Maßnahmen" sei es ihnen unmöglich gemacht worden, mit Behörden Kontakt aufzunehmen, teilte Lißl mit. Den Frauen seien die Reisepässe abgenommen und in einem Tresor verwahrt worden.

Absurde Geldstrafen

Zudem mussten die Frauen Geldstrafen in der Höhe von bis zu 50 Euro zahlen, wenn sie mit den Kunden kein persönliches Gespräch in deutscher Sprache geführt und nicht sofort animiert haben. Befolgten sie die Auflagen nicht, sei auch mit "körperlichen Maßnahmen" reagiert worden. Einschüchterungsversuche seien etwa durch Elektroschocks oder das Abschneiden der Haare erfolgt.

Drei Tatverdächtige wurden in die Justizvollzugsanstalten Linz und Wels eingeliefert, ein weiterer sei noch flüchtig, rund 30 "Ostfrauen" wurden vernommen, so Lißl. Bei mehreren Hausdurchsuchungen seien unter anderem Datenträger mit "beweisfähigem Informationsmaterial" sichergestellt worden. Wegen Verdacht der Steuerhinterziehung seien Überprüfungen beim Finanzamt im Gange. (APA)