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Campingplatz in Klagenfurt: Waschhaus geschlossen.

Foto: AP/Eggenberger
Klagenfurt - "Es ist schrecklich. Es ist eine Sauerei." So kommentiert die Klagenfurter Gesundheitsstadträtin Marie-Luise Mathiaschitz (SPÖ) am Montag im STANDARD-Gespräch den ersten Bericht der Stadtwerke zum Legionellen-Skandal im Klagenfurter Strandbad. Demnach konnte die vor zweieinhalb Jahren neu eingebaute Duschanlage gar nie über 45 Grad erhitzt werden. Routinespülungen habe es zwar stets vorschriftsmäßig gegeben, doch eben nur mit kaltem Wasser. Legionellen haben bei diesen Temperaturen optimale Bedingungen, sie sterben nämlich erst bei 70 Grad ab.

"Für mich sind das massive Wartungs- und Anlagefehler", zeigt sich Mathiaschitz entsetzt. Umso mehr, als sie im Jänner 2003 die Stadtwerke als Eigentümer von Strandbad, Campingplatz und Hallenbad in einem Schreiben auf die Gefahr von Legionellen ausdrücklich hingewiesen habe: "Da hätten die Stadtwerke doch sofort reagieren und nachrüsten müssen."

Schadenersatz

Das wird jetzt der Staatsanwalt zu beurteilen haben. Damit dürften auch enorme Schadensersatzforderungen auf die Stadtwerke zukommen. Wie berichtet, ist am Wochenende ein 60-jähriger Niederösterreicher an der Legionärskrankheit verstorben. Er hatte sich Ende Mai am Stadtwerke-eigenen Campingplatz in einer Dusche angesteckt.

Auch Stadtwerke-Vorstand Wilhelm Lauer bestätigte gegenüber dem STANDARD den Sachverhalt: "Es stimmt. Eine nachträgliche Vorrichtung zum höheren Erhitzen wurde erst nach dem Erkrankungsfall eingebaut." Der Vorstand habe nichts davon gewusst. "Wir haben den Neubau der Duschanlage ausgeschrieben. Der Planer hätte auf jeden Fall eine höhere Erhitzungsmöglichkeit einkalkulieren müssen."

Unterdessen schlagen die Legionellen-Erkrankungen - ein 70-jähriger Deutscher infizierte sich ebenfalls am gleichen Campingplatz - auch hohe politische Wellen. Kärntner und Klagenfurter Stadtgrüne fordern einen Untersuchungsausschuss zu der Causa und legen Gesundheitsstadträtin Marie-Luise Mathiaschitz (SPÖ) den Rücktritt nahe. (Elisabeth Steiner/DER STANDARD, Printausgabe, 6.7.2004)