Leogang im Salzburger Land

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Am Fuße der mächtigen Südwände des Birnhorns in den Leoganger Steinbergen sammelt sich im Winter durch Lawinen und Windverfrachtung eine gewaltige Schneemenge an, die eine Dicke von dreißig Metern und mehr erreichen kann und daher im Sommer nicht vollständig schmilzt. In der Literatur scheint das steile Firnfeld manchmal als "Talgletscher" auf. Dieser hatte einst wirtschaftliche Bedeutung, denn er diente als eine Art Eisfabrik: Man brach aus dem "Gletscher" große Eisblöcke, beförderte diese auf einer 1600 m langen Rutsche zur Bahn und transportierte sie nach München, wo sie zur Kühlung der Bierkeller verwendet wurden.

Die "Eiserzeugung" begann im Jahre 1884 und brachte den Heimischen gute Verdienstmöglichkeiten, denn die bayerischen Brauereien hatten einen enormen Bedarf: Bis zu tausend Wagons betrug die kalte Ladung, die man jeden Sommer in die bayerische Hauptstadt brachte. Als um die Wende zum 20. Jahrhundert große Kunsteisfabriken entstanden, rentierte sich der Eisexport allerdings nicht mehr. Die Reste einer Eisbrecherhütte und Rudimente einer Eisrutsche erinnern noch an diese Zeit.

Zum "Birnhorngletscher" (wie man das Firnfeld auch nannte) führt ein gemütlicher Wanderweg, der landschaftlich beeindruckt, denn der Örgenkessel, aus dem die hohen Felswände aufsteigen, erweist sich als wild-romantisch und überaus eindrucksvoll, zumal die Vegetation dort trotz der geringen Seehöhe hochalpinen Charakter hat.

Die Wanderung lässt sich leicht mit einem Besuch des Birnbachloches verbinden, welches als schönste Karstquelle in Salzburg gilt. Aus einem fast kreisrunden Loch schießt das Wasser des Birnbachs ins Freie, die Schüttung kann bis zu mehreren Hundert Litern betragen. Vermutlich wird die Quelle von einem unterirdischen See gespeist. Die Wanderung ist nicht schwierig, wenn man mit steinigen, schmalen Pfaden gut zurechtkommt.

Die Tour: Vom Bahnhof Leogang-Steinberge folgt man den Wegweisern und der Markierung ins Ullachtal. Man bleibt zeitweise in der Nähe des Baches. Später wendet sich der Pfad aus dem Örgenkessel in Richtung Wände und es geht steil zum Birnbachloch. Gehzeit rund 1½ Stunden. Auf bekannter Route steigt man ein Stück ab, dann hält man sich rechts, um zur Priestereggalm und nach Priesteregg zu gelangen. Gehzeit ab Birnbachloch eine Stunde. Eine weitere Dreiviertelstunde braucht man zurück zum Ausgangspunkt. (Der Standard, Printausgabe 3./4.7.2004) Gesamtgehzeit 3¼ Stunden, Höhendifferenz knapp 500 m. Gasthaus in Priesteregg. Bundesamtskarte 1:25.000 oder 1:50.000, Blatt 123 (Zell/See); Freytag & Berndt Wanderkarte 101