Belgrad/Sarajewo - Internationale Nachrichtendienste sowie Berufskiller aus Serbien sollen nach den zwei meist gesuchten mutmaßlichen Kriegsverbrechern der Balkan-Kriege (1991-1995), dem früheren Präsidenten der Republika Srpska, Radovan Karadzic, und seinem damaligen Militärkommandanten Ratko Mladic, suchen. Dies berichtete am Montag die in Sarajewo erscheinende Tageszeitung "Dnevni avaz".

Geheimverhandlungen

Unter Berufung auf gut unterrichtete Kreise aus dem Umfeld internationaler Nachrichtendienste meldete das Blatt, dass britische Nachrichtendienste Mitte Juni den bosnisch-serbischen Parlamentspräsidenten Dragan Kalinic und den Innenminister der Republika Srpska Zoran Djeric aufgefordert hätten, Karadzic dazu zu bewegen, sich selbst zu stellen. Die beiden mittlerweile vom Hohem Repräsentanten Paddy Ashdown entlassenen Amtsträger würden dadurch ihre Posten behalten.

In Geheimverhandlungen, die zur Übergabe von Karadzic und Mladic führen sollen, war demnach auch der ehemalige Präsident der Republika Srpska, Mirko Sarovic, eingeschaltet worden. Doch die Verhandlungen waren laut "Dnevni avaz" gescheitert, weil sowohl Karadzic als auch Mladic forderten, bis zum Prozessbeginn vor dem Haager Tribunal auf freiem Fuß zu bleiben.

Berufskiller

Gleichzeitig mit den internationalen Nachrichtendiensten waren laut "Dnevni avaz" Berufskiller aus Serbien damit beschäftigt, die einstigen bosnisch-serbischen Führungspersönlichkeiten zu töten, damit sie nicht ausgeliefert werden können. Am 1. Juli sollen es bereits 250 Menschen gewesen sein. Das Blatt machte jedoch keine Angaben darüber, in wessen Auftrag sie wirkten.

"Dnevni avaz" berichtet, dass sich Karadzic - der sich zuletzt in der Umgebung von Gacko versteckt haben soll - inzwischen samt einer kleinen Gruppe von Bodyguards an einen für die internationalen Nachrichtendienste unbekannten Ort abgesetzt habe. Mladic, der sich laut deutschen und italienischen Nachrichtendiensten in Han Pijesak, seinem einstigen Hauptquartier, befinden soll, wird nun bei seinen Kriegsgefährten in Bileca (Ostherzegowina) vermutet. Die internationalen Truppen SFOR hatten am vergangenen Donnerstag Han Pijesak durchsucht. Über intensivere Kontrollen wurde gleichzeitig auch von der bosnisch-serbischen Staatsgrenze berichtet. (APA)