Gaza - Die israelische Armee hat am späten Sonntagabend mehrere Ziele in und um Gaza mit Hubschraubern angegriffen. Ein erster Luftangriff habe auf eine Metallwerkstatt im Norden von Gaza gezielt, der zweite auf den südöstlichen Bezirk Seitun, verlautete aus palästinensischen Sicherheitskreisen. Eine dritte Rakete feuerten die Soldaten demnach auf eine Metallwerkstatt im Flüchtlingslager Nusseirat südlich von Gaza ab. Im südlichen Gazastreifen erschoss die Armee nach palästinensischen Krankenhausangaben einen 28 Jahre alten Mann. Israels Regierung verbat sich eine internationale Einmischung beim Bau der umstrittenen Sperranlage entlang des Westjordanlands.

Bei den drei Angriffen sei niemand verletzt worden, hieß es in palästinensischen Sicherheitskreisen. Andere Quellen sprachen hingegen von mindestens sechs Verletzten. Der materielle Schaden sei aber groß. Die israelische Armee bestätigte einen Angriff auf zwei Metallwerkstätten in einem Stadtviertel von Gaza und im Flüchtlingslager Jabalja im Norden der Stadt. Die beiden Werkstätten hätten der Terrororganisation Hamas zur Herstellung von Waffen gedient, sagte ein Militärsprecher.

Zuvor hatte Israels Regierungschef Ariel Sharon den Palästinensern mit Raketenangriffen gedroht, sollte es nach dem geplanten Rückzug der israelischen Armee aus dem Gazastreifen weitere Raketenangriffe auf israelisches Gebiet geben. In diesem Fall werde Israel "auf die gleiche Art antworten", kündigte Sharon nach Angaben eines offiziellen Sprechers bei einer Kabinettssitzung an. Aus dem Gazastreifen waren am Sonntagmorgen erneut selbstgebaute Raketen vom Typ Kassam auf die israelische Stadt Sderot abgefeuert worden, die jedoch niemanden verletzt hatten.

Im Flüchtlingslager Rafah im südlichen Gazastreifen erschossen israelische Soldaten auf der Straße einen 28 Jahre alten Mann, wie aus einem palästinensischen Krankenhaus verlautete. Nähere Angaben wurden zunächst nicht gemacht. Zuvor hatte die Armee bei verschiedenen Zwischenfällen im Gazastreifen und Westjordanland drei weitere Palästinenser getötet.

Shalom: "Rechtssytem für palästinensische Klagen"

Sharon sagte bei der Kabinettssitzung außerdem, das Urteil von Israels Oberstem Gericht zum Verlauf der umstrittenen Sperranlage des Westjordanlands sei eine "wichtige juristische Antwort auf die Lügen, die der Internationale Gerichtshof in Den Haag gegen Israel gestrickt hat". Das Oberste Gericht hatte vergangene Woche entschieden, dass die Regierung den Verlauf der Anlage auf einer Strecke von rund dreißig Kilometern ändern muss, um die Rechte der anwohnenden Palästinenser nicht zu verletzen.

Der israelische Außenminister Silvan Shalom verbat sich eine Einmischung aus dem Ausland beim Bau der Sperranlage. Nach dem Urteilsspruch des Obersten Gerichts sei es "für jeden offensichtlich, dass unser Rechtssystem eine angemessene Antwort auf alle palästinensischen Klagen und Beschwerden liefern kann", sagte Shalom im Militärradio.

Sharon kritisierte darüber hinaus die französische Regierung wegen des Besuchs des französischen Außenministers Michel Barnier bei Palästinenserpräsident Yasser Arafat. Paris habe gegenüber Israel "unfreundliches Verhalten" gezeigt, sagte Sharon bei einem Treffen mit französischen Diplomaten und Politikern in Jerusalem nach Angaben von Teilnehmern. Er sei "sehr enttäuscht" von Barniers Besuch bei Arafat. Bei seinem Besuch bei Arafat Mitte vergangener Woche hatte Barnier Israel zu einem Ende von "repressiven" Maßnahmen gegenüber den Palästinensern aufgerufen. (APA/dpa)