Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: Reuters/Korotayev

Bei einer Razzia der Polizei im Hauptquartier des russischen Öl-Konzerns Yukos wurden offenbar doch keine für die Ölproduktion unverzichtbaren Computer beschlagnahmt. Zwar habe es einen Versuch gegeben, diese Server zu beschlagnahmen, sagte ein Yukos- Sprecher am Sonntag in Moskau. Die notwendigen Systeme arbeiteten jedoch weiter. "Es gab keine Katastrophe, aber es war knapp", sagte der Sprecher. Yukos hatte zunächst erklärt, die Polizei habe am Vortag die Computer beschlagnahmt und damit die Produktion gefährdet. Etwa ein Fünftel des russischen Öls stammt von Yukos.

Acht Stunden Razzia

Russische Polizisten hatten am Samstagmorgen den Firmensitz rund acht Stunden lang besetzt. Der Einsatz sei Teil der Ermittlungen gegen Yukos wegen Betrugs und Steuerhinterziehung, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft der Nachrichtenagentur Interfax. Ein Gericht hatte am Donnerstag die Konten des Unternehmens sperren lassen. Russische Behörden fordern von Yukos bis Mittwochnacht eine Steuernachzahlung über 3,4 Milliarden Dollar (2,80 Mrd. Euro) für 2000 und etwa genauso viel für 2001. Yukos hatte gewarnt, dem Konzern stünden ohne Zugriff auf die Konten nicht genügend Barmittel zur Begleichung der Steuerforderung zur Verfügung. Dem Konzern würde damit die Pleite drohen.

Um die Steuerschuld zu begleichen, hatte Yukos den Behörden am Donnerstag seinen 35-prozentigen Anteil an dem Konkurrenten Sibneft angeboten. Der Wert dieses Aktienpakets übersteige die Gesamtheit der Steuernachforderungen inklusive Strafgebühren, erklärte Yukos. Die Behörden hätten jedoch abgelehnt. Wenn Yukos die Steuerschuld nicht binnen drei Monaten begleicht, droht ein Insolvenzverfahren.

Politische Motive

Das Vorgehen geben Yukos und seinen früheren Chef Michail Chodorkowski halten viele Beobachter für politisch motiviert. Damit wolle der Kreml ihn für die Unterstützung von Oppositionsparteien und eigene politische Ambitionen bestrafen. Gegen Chodorkowski läuft vor einem anderen Gericht ein Prozess wegen Steuerhinterziehung und Betrugs. Er wurde im Oktober vergangenen Jahres verhaftet. Die Vorwürfe der Justiz betreffen vor allem die Privatisierung eines Düngemittelbetriebs 1994.

Das Büro des Generalstaatsanwalts erklärte nach Berichten russischer Nachrichtenagenturen, die Aktion vom Samstag stehe nicht in Zusammenhang mit dem Verfahren gegen Chodorkowski. Es gehe vielmehr um Ermittlungen wegen Betrugs und Steuerhinterziehung gegen ein von Yukos kontrolliertes Unternehmen.(APA/Reuters/AP)