Bagdad - Im Irak muss nach den Worten des stellvertretenden Befehlshaber der US-geführten Koalitionstruppen, des britischen Generalleutnants John McColl, bis zu den geplanten Wahlen im kommenden Jahr mit einer Zunahme der Gewalt gerechnet werden. Die britischen Truppen seien bereits jetzt überbeansprucht, ihre Zahl sei aber ausreichend, sagte der General am Samstag dem britischen Rundfunksender BBC. "Was die Überbeanspruchung angeht: Ja, es ist viel los, und ja, es ist ein großes Land", erklärte McColl.

Die Bilanz der täglichen Angriffe und Gefechte wies bereits am Vormittag sechs Todesopfer bei den irakischen Sicherheitskräften und den Koalitionstruppen auf. In Basra wurde bei der Explosion einer am Straßenrand versteckten Bombe ein britischer Soldat verwundet, teilte ein britischer Militärsprecher mit.

Freiwillige gesucht

Die britischen Streitkräfte suchen nach Medienberichten Freiwillige für den Einsatz im Irak und in Afghanistan. Angesichts eines drohenden Mangels an Soldaten seien bereits Tausende von Reservisten um ihren Einsatz gebeten worden, berichtete die Zeitung "The Daily Telegraph" am Samstag. Bisher seien besonders für den Irak-Krieg und die Zeit danach 7500 Reservisten mobilisiert worden, und in den kommenden zwei Jahren seien nochmals 4000 notwendig. Jedoch wachse die Zurückhaltung bei den Soldaten in Wartestellung und ihren Arbeitgebern für solche Einsätze. Es gebe Beschwerden über die Einberufung wegen der oftmals sehr kurzen Vorwarnzeit. Zudem gebe es Klagen über die schlechte Behandlung durch Berufssoldaten am Einsatzort.

Schlechte Behandlung

Der "Telegraph" zitierte eine 32 Jahre alte Reservistin, die nach ihrem Einsatz in der irakischen Stadt Basra berichtete, sie und andere zeitweilig in den Armeedienst Beorderte seien von den regulären Soldaten wie "Ausgestoßene" behandelt worden. So hätten sie Beschimpfungen ertragen, an separaten Tischen essen und abseits von den Berufssoldaten schlafen müssen.

Wie es weiter hieß, können Reservisten nach britischem Gesetz nicht unbegrenzt eingezogen werden. Für friedenserhaltende Maßnahmen ist ein Höchsteinsatz von 9 Monaten innerhalb von 27 Monaten vorgesehen, im Kriegsfall darf ein Einsatz von einem Jahr innerhalb eines Drei-Jahre-Zeitraums nicht überschritten werden. Weil die britischen Streitkräfte nach dem Ende des Kalten Krieges Personal abgebaut hätten, seien sie nun verstärkt auf den freiwilligen Einsatz von Reservisten angewiesen, hieß es. Dies gelte insbesondere im medizinischen Bereich, bei der Kommunikation und der technischen Unterstützung. (APA)