Ab Montag wird in der Seegrotte Hinterbrühl, wo Ende Mai fünf Touristen ertranken, wieder der Regelbetrieb aufgenommen. Mit einem neuen Boot und einer Gedenktafel für die Opfer. Die Unglücksursache ist immer noch ungeklärt.
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Mödling/Wien - Einen Monat nach dem tödlichen Bootsunfall in der Seegrotte Hinterbrühl bei Mödling ist die genaue Unglücksursache immer noch offen. Bei der zuständigen Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt rechnet man damit, dass das in Auftrag gegebene Gerichtsgutachten in einigen Wochen vorliegen werde. Die Vorerhebungen laufen unter dem Titel "Gemeingefährdung", erklärte am Freitag der Leitende Staatsanwalt Werner Nussbaumer auf Anfrage des STANDARD.

In der Hinterbrühl soll kommenden Montag wieder der Regelbetrieb aufgenommen werden. Das neue Touristenboot "Barbara" wurde Freitag getauft. Außerdem ließen die beiden Chefinnen des Familienbetriebs, Eleonore Maurer und Monika Schmaddebeck, eine Gedenktafel für die fünf Todesopfer anbringen.

Tödliche Falle

Wie berichtet, ertranken am 31. Mai dieses Jahres vier deutsche Urlauber und eine belgische Touristin, nachdem das Boot in dem nur 1,20 Meter tiefen Wasser der Seegrotte gekentert war. Die umgekippte Zille hatte sie unter Wasser gedrückt, die hohen Sitzlehnen wurden zur tödlichen Falle. Die Kriminalpolizei vermutet, dass bei dem Unglück zwei Umstände zusammengespielt haben: Das Gewicht auf dem Boot sei ungleichmäßig verteilt gewesen, und durch einen technischen Defekt sei Wasser in einen Schwimmkörper eingedrungen. Der gerichtlich bestellte Gutachter prüft nun diese Vermutungen.

Kentergefahr geringer

Ab Montag wird nur mehr das neue Boot Touristen befördern, es ist für zwölf Personen zugelassen und hat einen tieferen Schwerpunkt als die beiden größeren Vorgänger. Die Gefahr des Kenterns sei damit wesentlich geringer, erklärte Christian Kloibhofer, der Sicherheitsbeauftragte der Seegrotte. Und: "Wenn das Boot dennoch kippt, kann es die Passagiere unter Wasser nicht mehr einschließen."

Wegen der geringen Wassertiefe seien an Bord keine Schwimmwesten vorgeschrieben, es gebe aber zwei Rettungsringe, so Kloibhofer. Der unterirdische See, der 1912 durch eine Sprengung im damaligen Bergwerk entstand, ist durchschnittlich 1,20 Meter tief, die Wassertemperatur beträgt acht Grad Celsius. 50.000 Liter Wasser müssen täglich abgepumpt werden, da der See zwar einen Zu- aber keinen Abfluss hat.

Nazis bauten in der Grotte weltweit erste Düsenflugzeug Im Zweiten Weltkrieg bauten die Nazis in der Grotte das weltweit erste Düsenflugzeug, Hunderte Zwangsarbeiter mussten unter unmenschlichen Bedingungen unter Tage schuften. Gefangen gehalten wurden sie in einem oberhalb der Grotte befindlichen Außenlager des damaligen Konzentrationslagers Mauthausen, das laut Heinz Nussbaumer, Mitinitiator eines Gedenksteins anlässlich dieser Ereignisse, zwischen August 1944 und 1. April 1945 rund 1800 Insassen hatte. In der Osternacht 1945 wurden die Häftlinge gezwungen, in Richtung Mauthausen zu marschieren, 150 von ihnen wurden dabei erschossen. 51 Menschen wurden zusätzlich in der Krankenstation mittels Benzinspritze ins Herz umgebracht. (APA, simo, DER STANDARD Printausgabe 3/4.7.2004)