Wien - Die Wiener Börse hat am Freitag erstmals in ihrer Geschichte die 2000 Punkte Market übertroffen. Der ATX Index, der 1991 mit 1000 Punkten startete, hat allein in diesem Jahr knapp 30 Prozent zugelegt und liefert damit die beste Performance der europäischen Börsen. Der ATX notierte am Freitag um 16:30 bei 2006 Punkten, einem Plus von 0,7 Prozent. Zu den Gewinnern zählten Telekom Austria und Erste Bank.

"Unterbewertung ist Geschichte"

"Die jahrelange Unterbewertung der Wiener Börse ist damit endgültig Geschichte", freute sich Stefan Zapotocky, Vorstandsmitglied derselben. "Besonders Investoren aus dem anglo-amerikanischen Raum haben diese Wertsteigerung begleitet".

Für das Interesse verantwortlich sei die gute Gewinnentwicklung der Unternehmen und die größere Menge an Aktien im ATX, die sich aus Privatisierungen und der privaten Zukunftsvorsorge ergibt, erklärte Zapotocky.

53 Milliarden Euro Marktwert

Während der Marktwert der gehandelten Werte am ATX Ende 2001 noch bei 28 Milliarden Euro lag, steht er jetzt bei rund 53 Milliarden Euro und soll in den nächsten drei Jahren auf 75 Milliarden klettern, so der Wiener Börse Vorstand. Allein in diesem Jahr könnte das Emissionsvolumen, das heißt der Wert der Aktien die neu auf den Markt kommen, von 800 Millionen auf 2,5 Milliarden Euro steigen. Ausschlaggebend dafür wäre die mögliche Börsenplatzierung neuer Telekom Austria Anteile, sowie sechs bis acht geplante Börsengänge, die in "innovativen Sektoren" angesiedelt sind, so Zapotocky. Der rasante Anstieg auf 2000 Punkte kam für BA-CA Analyst Alfred Reisenberger überraschend. Im Jänner hatte er spekuliert, dass dieser Wert erst im ersten Halbjahr 2005 erreicht werden würde. Jetzt geht er davon aus, dass es im kommenden Quartal "mit leichten Abweichungen in dieser Tonart weitergeht."

An den europäischen Börsen herrschte hingegen keine Feierstimmung. Der DJ Stoxx 50 stand am Nachmittag 0,4 Prozent im Minus. Besonders Technologiewerte wie Nokia und Infineon folgten ihren amerikanischen Pendants aufgrund von Analystensorgen über Intels Gewinne bergab. (Nadja Hahn, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 3.7.2004)