STANDARD: Herr Rechnungshofpräsident, warum wollen Sie sich die Rohberichte des Rechnungshofes, so wie sie jetzt entstehen, sparen?
Moser: Ich will sie nicht sparen. Ich will die Stellungnahmen der geprüften Stelle in den Rohbericht aufnehmen - das steigert die Qualität.
STANDARD: Dadurch werden die Rohberichte aber weniger kontrovers - und braver.
Moser: Das Gegenteil ist der Fall. Im Vorfeld besteht die Gefahr, dass etwas weitergegeben wird und daraus Vorverurteilungen entstehen können - die sich später als einseitig herausstellen. Ich halte es für ein Gebot der Fairness, das zu ändern.
STANDARD: Wollen Sie Ihren Vorschlag auch schon beim Rohbericht zur Grasser-Homepage anwenden?
Moser: Nein. So schnell wird es nicht gehen. Diese Frage ist im Konvent zu erörtern.
STANDARD: Sind Sie als ehemaliger Manager im staatsnahen Bereich in vielen Prüfungsfragen nicht befangen?
Moser: Nein. Ich werde objektiv und parteiunabhängig agieren. Ich werde wie ein Teamkapitän meine Mannschaft lenken, sodass man - fußballmäßig gesprochen - nicht vorzeitig ausscheidet.
STANDARD: Apropos, wem drücken Sie bei der EM die Daumen?
Moser: Nachdem ein Außenseiter da ist, mit dem keiner gerechnet hat, den Griechen. Außerdem spielen sie auf dem Terrain des Gegners. Das macht sie doppelt sympathisch.
STANDARD: Ihr Vorgänger Franz Fiedler pflegte auch persönlich einen sparsamen Stil. Wie halten Sie es?
Moser: Ich bin sicher kein Prasser. Ich gelte sogar als Sparmeister.
STANDARD: Aber Sie fahren nicht mit der U-Bahn ins Büro wie Fiedler?
Moser: Ich werde keinen Dienstwagen anschaffen, sondern mir privat ein Auto kaufen. Und natürlich auch mit der U-Bahn fahren.
STANDARD: Das einzige Laster, das man Fiedler nachsagen konnte, waren Zigaretten.
Moser: Ich bin Antialkoholiker und Nichtraucher. Mir schmeckt Apfelsaft besser als jeder G’spritzter.
STANDARD: Und so kann man in der Politik überleben?
Moser: Indem man die Arbeit bringt. Mein Laster ist wahrscheinlich Arbeit.
STANDARD: Obwohl Sie in die Wirtschaft gegangen sind, haben Sie Ihre Beamtenpension behalten. Lässt sich so etwas angesichts Pensionsreform noch argumentieren?
Moser: Meine Beamtenpension habe ich zur Gänze von meinem Nettobezug als ÖBB- Manager bezahlt. Alles, was ich erworben habe, sind 461 Euro Sterbegeld.
STANDARD: Reicht das für eine schöne Leich’?
Moser: Das weiß ich nicht. Aber ich habe mir da sicher nichts vorzuwerfen.
STANDARD: Ihr Vorgänger hat auch durchaus politische Aussagen getroffen, etwa, indem er die Budgetkonsolidierung kritisiert hat. Werden Sie das auch tun?
Moser: Im Rahmen der Vorlage des Bundesrechnungsabschlusses gab es damals Feststellungen, die Präsident Fiedler kommentiert hat. Darauf werde ich auch Wert legen.
STANDARD: Sie gelten als Mann Jörg Haiders, schließlich waren Sie sein Büroleiter. Wo würden Sie sich politisch einordnen?
Moser: Als politisch denkender Mensch, aber ich werde keine parteipolitischen Aussagen mehr treffen. Ich hatte nie ein Parteibuch und war nie Mitglied einer Vorfeldorganisation.
STANDARD: Aber Sie haben einmal Bruno Kreisky gewählt?
Moser: Als Student hat mir die Öffnung der Universitäten, die sozialen Schritte, die er gesetzt hat, gefallen.
STANDARD: Haben Sie selber davon profitiert?
Moser: Nein, als Schüler in Villach wurde eine Wienwoche abgesagt, aus Budgeteinsparungsgründen. Damals war Fred Sinowatz Unterrichtsminister.
STANDARD: Das heißt, Sie wissen, wie es sich anfühlt, wenn der Staat sparen muss. Wer ist ihr politisches Vorbild?
Moser: Der Dalai-Lama. Und Kardinal König, weil er Brücken geschlagen hat zur Politik und zu anderen Religionen.
STANDARD: Das sind zwei religiöse Persönlichkeiten.