Wien - Auch nach dem Durchstoßen der 2.000 Punkte-Marke des Leitindex ATX halten Aktienanalysten das längerfristige Kurspotenzial der Wiener Börse noch nicht für ausgereizt, warnen aber vor kurzfristig überzogenen Erwartungen. Der steile Anstieg seit Oktober 2002 - seitdem verdoppelte sich der ATX - sei nicht durchzuhalten, es werde auch zu Verschnaufpausen oder vorübergehenden Schwächephasen kommen. Die Bewertungen an der Wiener Börse halten die Analysten allerdings keineswegs für überzogen.

"Es wird nicht in dieser Tonart weitergehen", sagte der Bank Austria Creditanstalt (BA-CA)-Chefanalyst für Wien, Alfred Reisenberger, am Freitag zur APA. Der Sommer sei zumeist ein schwaches Quartal an den Börsen, wahrscheinlich werde es heuer keine Ausnahme geben. Für die kommenden Wochen erwartet Reisenberger daher ein Schwanken des ATX um die 2.000er-Marke. Erste Bank-Chefanalyst Friedrich Mostböck hält den Markt aus technischer Sicht für kurzfristig überverkauft und erwartet über den Sommer "eine leichte Korrektur".

ATX noch "attraktiv" bewertet

Beide Analysten sehen an der Wiener Börse aber noch immer "attraktive" Bewertungen. Der ATX sei auch über 2.000 Punkten nicht überteuert, meint Mostböck. Reisenberger verweist zudem darauf, dass der Anstieg und die Outperformance der Weltbörsen "keine Eintagsfliege" sei, da beides nun schon über einen längeren Zeitraum erfolge. Zudem sei auch die Marktbreite der Aufwärtsbewegung erfreulich. "Das ist schon etwas, das man herzeigen kann", meint der BA-CA-Experte. Seiner Ansicht nach wird sich die erfreuliche Kursentwicklung auf längere Sicht auch fortsetzen, allerdings wohl nicht so stürmisch wie im ersten Halbjahr 2004.

Grundsätzlich messen die Analysten dem Überspringen der 2000er-Marke aber keine fundamentale, sondern eher psychologische Bedeutung zu. Für Mostböck ist das "kein großartiger Event", es handele sich um einen "beliebigen Indexstand". "Es ist eine schöne, runde Zahl - mehr nicht", meint Reisenberger.(APA)