Hamburg - Mit einer überraschenden Rücktrittsankündigung hat FIA-Präsident Max Mosley dem Machtkampf in der Formel 1 eine unerwartete Wende gegeben und im Gerangel um die Reformen den Druck auf die Rennställe kräftig erhöht. "Die Formel 1 steht bekanntlich vor einem großen Umbruch, deshalb ist es ein besonders kritischer Zeitpunkt für einen Rücktritt", sagte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug am Donnerstag. Zuvor hatte der Automobil-Weltverband FIA am Donnerstag kurz und knapp mitgeteilt: "Max Mosley hat die FIA-Generalversammlung darüber informiert, dass er im Oktober 2004 von seiner Position als FIA-Präsident zurücktreten wird."

Mosley erklärt sich am Freitag

Seitdem hüllt sich der 64 Jahre alte Brite in Schweigen. Erst am Freitag will der Jurist seine Beweggründe beim Formel-1-Rennen in Magny-Cours erläutern. Mosley ist hinter seinem Landsmann und Freund Bernie Ecclestone der zweitmächtigste Mann in der Königsklasse des Motorsports und seit 1993 FIA-Präsident. Er löste den Franzosen Jean-Marie Balestre ab.

Ehe Mosley erstmals einstimmig an die Spitze der FIA gewählt wurde, war er zwei Jahre lang Vorsitzender des damaligen Automobilsport-Weltverbandes (FISA). Zuletzt war der finanziell unabhängige Brite im Oktober 2001 bei der FIA-Generalversammlung in Köln zum dritten Mal als Chef des Verbandes bestätigt worden. Doch schon vor einiger Zeit erklärte er, sich nach Ablauf der Amtszeit 2005 nicht mehr zur Wiederwahl stellen zu wollen. Mosley brachte den Franzosen Jean Todt, den Teamchef von Ferrari-Star Michael Schumacher, als Nachfolger ins Spiel.

"Wir sind am Limit und stoßen an die Grenzen"

Trotz Moselys Integrationsbemühungen ist die Einführung der Konkurrenzserie GPWC zur Formel 1 durch die Automobilhersteller um Mercedes und BMW noch immer nicht vom Tisch. Vor wenigen Tagen war der Versuch gescheitert, die Formel-1-Qualifikation wieder spannender zu machen. Eigentlich war das eine Formsache, doch der Vorfall zeigt, dass Einigungen in der Formel 1 schwer zu erreichen sind.

Mosleys Hauptanliegen ist eine Kosten- und Geschwindigkeitsreduzierung. "Es besteht kein Zweifel, dass die Autos zu schnell sind. Wir müssen gegensteuern", stellte er immer wieder fest. Nach dem schweren Unfall von Ralf Schumacher in Indianapolis mahnte er: "Wir sind am Limit und stoßen an die Grenzen."

Sollte Mosley im Oktober wirklich gehen, dürfte seine letzte Amtshandlung die umfangreiche Änderung des technischen Formel-1- Reglements sein. Er könnte vor seiner Demission die angestrebten Reform ohne die Einwilligung der Teams durchboxen. "Wir hätten gerne die anstehenden Themen, vorneweg die Kostenreduktion, gemeinsam mit Max Mosley gelöst. Er hat zweifelsohne große Verdienste um den Motorsport und speziell die Sicherheit der Formel 1", sagte Haug."(APA/dpa)