Der bisherige Vizeparteichef Santana Lopes ist wegen seiner populistischen Politik umstritten. Prominente PSD-Minister befürchten, dass er die Partei nach rechts rücken könnte sowie vom Kurs der Budgetsanierung abgehen könnte. Im Parteivorstand haben die Anhänger von Santana Lopes allerdings die Mehrheit. Auch der Vorstand des kleineren Koalitionspartners, der rechtsgerichteten Volkspartei, kommt am späten Nachmittag zu einer Krisensitzung zusammen.
Sonderparteitag gefordert
Außenministerin Teresa Gouveia forderte in einem Gespräch mit der Tageszeitung "Publico" (Donnerstagsausgabe) einen Sonderparteitag zur Nominierung des neuen Vorsitzenden. "Ohne Parteitag wird es schwierig sein, die Spaltung innerhalb der Partei zu überwinden. Dann wäre das Risiko der Instabilität sehr groß, was jenen in die Hand spielen würde, die vorgezogene Neuwahlen fordern", betonte Gouveia. Sie wies darauf hin, dass auf einem Parteitag "Alternativen" zur Kandidatur von Santana Lopes auftauchen könnten.
Finanzministerin Manuela Ferreira Leite hatte die geplante Wahl von Santana zuvor bereits als "innerparteilichen Staatsstreich" bezeichnet. Neben Gouveia und Ferreira Leite hat auch der Minister für parlamentarische Angelegenheiten, Luis Marques Mendes, öffentlich angekündigt, einem Kabinett unter Santana Lopes nicht angehören zu wollen.
Mögliche Neuwahlen
Die Aufmerksamkeit der portugiesischen Öffentlichkeit ruht indes weiter auf Staatspräsident Jorge Sampaio, der die Regierungskrise durch Ausschreibung von Neuwahlen beenden könnte. Umfragen zufolge ist eine knappe Mehrheit der Portugiesen dafür.
Sampaio hält sich allerdings bedeckt und will seine Konsultationen mit hochrangigen Politikern und Rechtsexperten auch am Freitag und Samstag fortsetzen. Geplant sind unter anderem Gespräche mit dem früheren sozialistischen Ministerpräsidenten Antonio Guterres, dem Ex-PSD-Chef Rui Machete sowie dem Präsidenten des Verfassungsgerichts, Luis Nunes de Almeida.