Wien - Der ehemalige Chefankläger des UNO-Kriegsverbrechertribunals für das frühere Jugoslawien und südafrikanische Höchstrichter Richard Goldstone hat bei einer Tagung in Salzburg Bedenken geäußert, dass ein rein irakisches Gericht einen fairen Prozess gegen Ex-Staatschef Saddam Hussein garantieren könne. Neben dem Umstand, dass es in dem Land seit Jahrzehnten keine reguläre Strafgerichtsbarkeit gegeben habe, sieht Goldstone, wie er am Donnerstag im Morgenjournal des ORF-Radios sagte, die "internationalen Dimensionen der schrecklichen Verbrechen, die Saddam Hussein begangen hat - gegen die Kuwaitis und gegen die Iraner mit den chemischen Angriffen." Für den Aufbau eines demokratischen Systems im Irak sei ein fairer Prozess eine Grundvoraussetzung, betonte Goldstone. "Nach Aussagen des irakischen Premierministers Iyad Allawi in einer Pressekonferenz soll der Prozess bereits in etwa zwei Monaten beginnen. Ich weiß nicht, wie man in der Zeit einen fairen Prozess organisieren soll. Saddam Hussein würde länger brauchen, um alle Dokumente zu bekommen oder um Zeugen zu finden. Er hat einen Anspruch auf alle Vorteile eines fairen Prozesses. Die Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse gegen die Nazi-Führer aus den Jahren 1945 bis 1949 könnten ein Vorbild für den Prozess gegen Saddam Hussein sein. Was wir aus Nürnberg gelernt haben, ist sehr wichtig hier. Vor allem die Briten wollten ja keinen Prozess gegen die Naziführer, sie wollten sie alle hinrichten. Es waren die Amerikaner, die auf einem fairen Prozess bestanden haben. Das war ein wichtiger Schritt nach vorn, und die Amerikaner haben Churchill überzeugt, und die Franzosen und die Russen sind mitgegangen." (APA)