Star in Berlin: Keith Harings großformatiges unbetiteltes Werk ging für 519.000 Euro an einen US-Händler

Foto: Villa Grisebach
Berlin - An drei Tagen (10. bis 12. Juni) sammelten sich 11,5 Millionen Euro Umsatz, an dem die Fotografie mit 556.000 Euro beteiligt ist (alles Bruttopreise). Damit war die traditionelle Frühjahrsveranstaltung um 25 Prozent einträglicher als im Jahr davor.

Zudem wurde die via Sonderkatalog angebotene Sammlung Claudia von Schilling, der verstorbenen Grisebach-Repräsentantin in der Schweiz, bis auf das letzte Werk verkauft (2,1 Millionen Euro), und für Keith Harings Großformat brach man in Berlin den vor vier Wochen in New York aufgestellten Weltrekord: Nicht ganz unerwartet - die Taxe belief sich auf stolze 500.000 Euro - wechselte die 1987 entstandene Arbeit für 519.000 Euro in den internationalen Handel.

Vor allem in der gut nachgefragten Sektion Fotografie durfte man sich über reges Bieterinteresse aus dem Ausland freuen: Höhepunkt war hier Edward Westons Rückenakt Nude, Oceano, den sich der belgische Handel (20.000- 25.000 Euro) für 46.000 Euro sicherte.

Und ein New Yorker Sammler verdoppelte den Schätzwert Germaine Krulls seltener Mappe Freundinnen auf 31.800 Euro. Nach diesem munteren Auftakt motivierte die Schilling-Sammlung zu Höhenflügen: Ein Nolde-Blumenaquarell kletterte von 50.000 auf 129.000 Euro, ein Frauenakt von Armand Bouten gar von 2000 auf 28.900 Euro. Heftig umworben erwies sich Jean Metzingers junge Frau mit Obstschale, die für 105.000 Euro einem Händler nach Chicago folgt.

Liebhaber gesucht

Nicht weniger temperamentvoll verlief die Abendauktion: Die aus Frankreich eingelieferte Federzeichnung Segelschiffe von Caspar David Friedrich erzielte 95.800 Euro, Liebermanns gemütvolle Frau mit Wiege 266.000 Euro; Paula Modersohn-Beckers Kleines Mädchen mit Schürze klettert auf 116.500 Euro, ihr Stillleben mit Kohl und grünen Bohnen auf 289 000 Euro.

Besonders tief griff der italienische Handel bei 141.000 Euro für das Aquarell-Kinderbuch von Otto Dix in die Börse, während dessen kokettes Mädchen mit Rose auch weiterhin auf einen spendablen neuen Liebhaber wird warten müssen. (DER STANDARD, Printausgabe, 1.7.2004)