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Die BBC will sich mit einem neuen Konzept den Herausforderungen der Zukunft und der Kritik von Konkurrenten und Gegnern stellen. "Ich will eine BBC, die wunderbare Sendungen macht, die jedermann etwas Wertvolles bieten", sagte der neue Chef des Senders, Michael Grade, bei der Präsentation in London. "Öffentlicher Wert" ist der zentrale Begriff des Entwurfs, in dem die BBC-Führung ihre Vorstellungen über die Zukunft der Rundfunkanstalt darlegt.

Das Papier dient dem Konsultationsprozess über die 2006 fällige neue "Royal Charter", in der die Regierung die Rechte und Pflichten des öffentlich-rechtlichen Senders festschreibt. Umstrittenster Punkt unter den BBC-Konkurrenten und -Gegnern ist dabei traditionell die Finanzierung des Senders durch eine Gebühr von 121 Pfund jährlich, die jeder britische Fernsehteilnehmer zu bezahlen hat. Mehr als 2,6 Milliarden Pfund flossen der BBC daraus allein im Vorjahr zu. Im Gegenzug darf der Sender keine kommerzielle Werbung ausstrahlen.

"Öffentlicher Wert"

Auch wenn Grade und sein neuer Generaldirektor Mark Thompson bei der Präsentation das Thema nur indirekt ansprachen, machten sie doch klar, dass die BBC weiter auf diesem Finanzierungsmodell bestehen will. Beide betonten auch die Notwendigkeit weiterer Kostensenkungen. Zugleich deuteten sie als Zugeständnis an, dass der Sender mit weiteren Expansionen zurückhaltender als bisher verfahren werde.

Jede Neuerung soll nämlich in Zukunft darauf untersucht werden, ob damit "öffentlicher Wert" geschaffen wird. Nur wenn die vier Faktoren Qualität, Wirkung, Reichweite und Preis-Leistungsverhältnis stimmen, soll es grünes Licht für neue Projekte, Sendungen oder Dienste geben. Damit kontert die BBC-Führung Vorwürfen, dass ihr Programm von jenem der privaten Konkurrenz kaum mehr zu unterscheiden sei. Fällt diese Differenz aber weg, gibt es auch keine Legitimation mehr für die öffentliche Finanzierung.

Neue Arbeitsvorschriften

Reagiert hat die BBC auch auf die Kritik des Hutton-Reports, der dem Sender im Jänner rund um die Affäre um das Regierungsdossier über die angeblichen Massenvernichtungswaffen des Irak mangelhafte journalistische Standards und ein Versagen der internen Kontrolle vorgeworfen hatte. Die Rolle des Aufsichtsrats soll erheblich gestärkt werden, für die Journalisten wurden neue Arbeitsvorschriften erlassen.

Festhalten will der Sender - im Einverständnis mit der Regierung - an den ehrgeizigen Plänen zur Digitalisierung. Bis 2012 soll in ganz Großbritannien die Umstellung vollzogen sein. "Nur die BBC kann sicher stellen, dass davon niemand ausgeschlossen wird", versprach Grade.

Die BBC betreibt mit derzeit 28.000 Mitarbeitern acht Fernsehsender, 54 überregionale und 38 lokale Radiostationen, einen Internetdienst und mit dem BBC World Service den immer noch renommiertesten Radiodienst der Welt. Mit einem Marktanteil von 37 Prozent ist die BBC Nummer Eins unter den terrestrischen Fernsehanbietern in Großbritannien. Schärfster Konkurrent ist Channel 4 - pikanterweise der ehemalige Arbeitgeber der neuen BBC-Bosse Grade und Thompson. (APA)