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Europa ist in Sachen Windenergie Weltmarktführer.

Foto:APA/Wagner

Das Internet als Energiesparwunder: Die Europäische Kommission in Brüssel setzt auf das Netz. Diese Woche wurde das erste Streaming-Portal über Energieeffizienz eröffnet. Dieses Webportal soll innovative Technologien an lokale Beteiligte verbreiten helfen. Zudem erhofft sich die Kommission Energieeinsparungen: "Es ist sicher effizienter, Neuigkeiten über das Internet zu übermitteln, als Tausende Beteiligte an einen Versammlungsort anreisen zu lassen, besonders in der erweiterten Union", beschreibt ein Kommissionssprecher die erwünschten Effekte.

Das Webportal ManagEnergy ist nur ein kleiner Baustein der EU-Energiepolitik. Besonders der "grüne Strom" ist der EU ein Anliegen: Bis zum Jahr 2010, so das ehrgeizige festgeschriebene Ziel, sollen die Mitgliedstaaten 22 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Quellen produzieren.

Ergebnisse bisher mager

So wurde es vereinbart – mit der Umsetzung dieses Ziels ist die zuständige EU-Kommissarin Loyola de Palacio allerdings alles andere als zufrieden. Die bisherigen Ergebnisse bei der Förderung erneuerbarer Energiequellen seien "mager", kritisiert die Kommissarin in ihrem druckfrischen Bericht über den Anteil erneuerbarer Energien. Mit den vorgesehenen nationalen Maßnahmen komme die EU bis zum Zieljahr 2010 lediglich auf einen Ökostrom-Anteil von 18 statt auf die angepeilten 22 Prozent. Nur vier Staaten (Deutschland, Dänemark, Spanien und Finnland) befinden sich auf dem "richtigen Kurs". Alle anderen, Österreich inklusive, müssten sich "mehr ins Zeug legen", kritisierte de Palacio.

Im so genannten "Grünbuch" hat die EU ihre Energie-Ziele festgeschrieben, die Mitgliedsstaaten haben sich darin im Jahr 2001 zu Anstrengungen für erneuerbare Energien verpflichtet. Auch wenn de Palacio mit den Anstrengungen insgesamt nur mäßig zufrieden ist – Teilerfolge gibt es. Vor allem im Bereich der Windenergie.

Hoffnung Windenergie

Die EU ist in dieser Technologie mittlerweile eindeutig Weltmarktführer, 90 Prozent der Windenergie kommen aus der Union. Zu verdanken ist das vor allem Deutschland, Dänemark und Spanien: Diese Staaten produzieren gemeinsam 80 Prozent des europäischen Stroms aus Wind. Die Folge dieser Dominanz ist, dass Windkraftwerke mittlerweile fast wettbewerbsfähig sind – vorausgesetzt natürlich, es weht genügend Wind. Die Sonnenenergie hingegen steigt zwar EU-weit an, allerdings von einem sehr geringen Marktanteil aus.

Außer die Ziele im Grünbuch einzumahnen und die Mitgliedstaaten für mangelnde Anstrengungen zu kritisieren nimmt die EU-Kommission für ihre Energiepolitik auch Geld in die Hand. Im Forschungsrahmenprogramm, das für die Jahre 2002 bis 2006 gilt, sind 400 Millionen Euro für Entwicklung der erneuerbaren Energien vorgesehen.

Damit werden etwa Versuche gefördert, neue technische Lösungen auch kostengünstiger zu machen: Ein Beispiel dafür ist das "Wave Dragon"-Projekt, dessen Testanlage in einem Fjord an der Küste Dänemarks steht. Die Meereswellen erzeugen einen Niveauunterschied, der als Antrieb für die Stromproduktion funktioniert. Ein anderes Projekt steht im Elsass – "Hot Dry Rock Projekt": Hier wird die Hitze im Erdinneren zur Erwärmung von Wasser genutzt, das wiederum den Dampf für eine Turbine erzeugt.

Kosten auf ein konkurrenzfähiges Niveau senken

Technisch sind die Anlagen weit gediegen, noch ist der Strom aber wesentlich teurer als konventionell gewonnene Energie. Durch die Forschungsgelder soll, so heißt es in der Forschungs-Generaldirektion der EU, es gelingen, die Kosten auf ein konkurrenzfähiges Niveau zu senken. Billigere "erneuerbare" Kilowattstunden erwarten sich die Experten zudem durch den Bau größerer Anlagen.

Trotz aller "Grünbücher" ist die Kernkraft ein Herzstück der EU-Energiepolitik. Nach wie vor gilt das Euratom-Abkommen, in dem sich die seinerzeitige Europäische Wirtschaftsgemeinschaft 1957 verpflichtete, "die Voraussetzungen für die Entwicklung einer mächtigen Kernindustrie zu schaffen, die zum Wohlstand ihrer Völker beiträgt".

Genehmigung für Kernkraftwerk

Erst Anfang Juni hat die Europäische Kommission grünes Licht für den Bau eines neuen Atomkraftwerks in Finnland gegeben – und Energiekommissarin de Palacio hat den Umweltaspekt gelobt: "Es zeigt sich, dass die Kernenergie zur Bekämpfung des Klimawandels und damit zur nachhaltigen Entwicklung beitragen kann."

Die Mitgliedsländer müssen die EU-Kommission vom geplanten Bau von Kernkraftwerken unterrichten. Selbst wenn sie wollte, kann die Kommission den Bau nicht verhindern: Die Wahl eines Energieträgers ist nach wie vor eine nationale Entscheidung. (DER STANDARD Printausgabe 30.06.2004)