Der Operettensommer kann beginnen; er tut es in Baden mit Sebastian Reinthaller (als Goethe) und Frauke Schäfer (als Friederike)

Foto: Baden
Des jungen Johann Wolfgang von Goethe Liebesgeschichte mit der elsässischen Pfarrerstochter Friederike Brion - für den alternden Franz Lehár ein bittersüßes Operettenthema von unerfüllter Leidenschaft und tragischem Verzicht. Die Stadt Baden, die 13 Prozent ihres Budgets für Kultur ausgibt (in Salzburg etwa sind es bloß acht Prozent), hat die selten gespielte "Friederike" als Eröffnungspremiere auf die Freiluftbühne geholt.

Sebastian Reinthaller als Goethe und Frauke Schäfer als Friederike - die Hauptpartien sind bestbesetzt, und mit Altmeister Robert Herzl als Regisseur kann auch nichts schief gehen. Herzl hat zudem die Sprechpassagen des Stücks umgeschrieben, zahlreiche Gags und Zitate des späteren Goethe eingeflochten, die Rollen des Lenz (Stephan Wapenhans) und des Chevalier de Sauveur (Helmut Wallner) zu Buffo-Partien verwandelt, und zu Beginn des 2. Aktes ein Ballett eingefügt (Choreografie: Bohdana Szivasz).

All das hat dem Unterhaltungswert der sentimentalen Operette sehr gut getan. Das Bühnenbild (Waltraud Engelberg) kann sich da auf Fassadenwände und Kulissengemälde beschränken, dafür holt das Badener Orchester unter Franz Josef Breznik trotz Kammerbesetzung aus der Partitur vollen symphonischen Klang heraus.

Das Badener Operettenfestival "Sommerarena" dauert bis 5. September, neben "Friederike" werden auch Kálmáns "Csárdásfürstin" und Eyslers "Gold'ne Meisterin" gespielt. (stein, DER STANDARD, Printausgabe vom 29.6.2004)