Neue Kultur der Tarifpartnerschaft
"Die Vereinbarung ist ein gutes Beispiel für die notwendige tarifvertragliche Flexibilität", sagte Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt am Freitag in Berlin. Es könne sich "eine neue Kultur der Tarifpartnerschaft" entwickeln.
Beim Arbeitgeberverband Gesamtmetall hieß es, eine Verlängerung der Arbeitszeit sei kein Dogma. Der Abschluss bei Siemens zeige aber die Flexibilität, die der Tarifabschluss den Unternehmen biete. Es sei jedem Unternehmen möglich, nach eigenen Bedürfnissen mit dem Tarifpartner Regelungen zu treffen, sagte Sprecher Martin Leutz.
Bauindustrie berät über Verlängerung ohne Lohnausgleich
Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie will bei der am Montag beginnenden Tarifrunde über längere Arbeitszeiten sprechen. Firmen sollten die Arbeitszeit von 39 Stunden ohne Lohnausgleich um drei Stunden erhöhen können. Bei den laufenden Tarifverhandlungen in der Chemie-Industrie fordern die Arbeitgeber ebenfalls bis zu 40 Wochenstunden. Von einer Signalwirkung der Siemens-Einigung will der Bundesarbeitgeberverband Chemie (BAVC) nicht sprechen. "Es wird sich aber nach und nach in den Köpfen festsetzen, dass eine höhere Wochenarbeitszeit zum Erhalt der Arbeitsplätze führen kann", sagte BAVC-Sprecherin Yvonne Frenz.
Der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE) sieht in der Siemens-Einigung ebenfalls eine Bestätigung des Trends, dass starre Regelungen der Arbeitszeiten nicht mehr der richtige Weg seien.
Gewerkschaft schluckt bittere Pille
IG-Metall-Chef Jürgen Peters sieht die Einigung auf die 40-Stunden-Woche bei Siemens zur Verhinderung von Jobverlagerungen ins Ausland als Einzelfall. Die Gewerkschaft werde darauf achten, dass kein Tor für andere Unternehmen geöffnet werde, sagte Peters am Freitag im DeutschlandRadio. Die IG Metall hatte für die nordrhein-westfälischen Werke Kamp-Lintfort und Bocholt eine Erhöhung der Wochenarbeitszeit von 35 auf 40 Stunden ohne Lohnausgleich akzeptiert.